Wissenschaftsjahr 2007 - Asienwissenschaften



Asienwissenschaften

Vom Bosporus bis Japan, vom Nordmeer bis Papua-Neuguinea - kaum ein Kontinent bietet eine derartige Vielfalt an Sprachen, an Kulturen, an Lebensweisen. Die Asienwissenschaften nehmen diesen Raum in Forschung und Lehre in den Blick. Dabei werden an den verschiedenen Universitäten unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Iranistik, Kaukasistik und die zentralasiatischen Sprachen bilden nachfolgend den Schwerpunkt, Sinologie, Japanologie und Indologie werden dagegen gesondert behandelt.

Gegenstand

Iranistik
Gegenstand der Iranistik sind Sprache, Kultur und Geschichte aller Völker iranischer Sprache vom Altertum bis zur Gegenwart. Geografisch reicht das Interessengebiet der Iranistik von Nordindien bis nach Anatolien, vom Persischen Golf bis zum Kaukasus, zum Pamir und zum Hindukusch. Inhaltlich setzen sich Iranisten sowohl mit den altpersischen Keilschriften als auch mit einer Vielzahl an mitteliranischen Sprachen verfassten Schriftstücken auseinander. Natürlich sind auch die modernen Sprachen von Interesse. Dazu zählt das Neupersisch genauso wie Balutschi, Paschtu, Kurdisch, Ossetisch und die Pamir- und Hindukusch-Dialekte. Teil der Iranistik ist die Beschäftigung mit dem islamischen Iran. In diesen Fällen gibt es Überschneidungenmit der Islamwissenschaft.

Kaukasistik
Die Völker rund um den Elbrus verfügen über eine lange und wechselvolle Geschichte sowie über einen Reichtum an Sprachen und Dialekten, der auf einer ähnlich kleinen Fläche sonst wohl nirgendwo auf der Welt zu finden ist. Die Kaukasistik - die Wissenschaft der kaukasischen Sprachen - befasst sich damit. Arabische Wissenschaftler nannten den Gebirgszug zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer schon im Mittelalter den "Berg der Sprache". Auch aus der Antike sind uns Angaben über die kaukasische Sprachen- und Dialektvielfalt überliefert, die sich aus der zerklüfteten Geografie der Region ergeben.

Heute existieren rund 40 kaukasische Sprachen mit etwa neun Millionen Sprechern. Daneben werden zwischen den Meeren noch weitere Sprachen gesprochen, die der indoeuropäischen, türkischen oder semitischen Sprachfamilie angehören. Kaukasologen, wie die Vertreter dieses Fachgebiets heißen, interessieren sich jedoch vor allem für die so genannten autochthonen Sprachen des Kaukasus. Dabei scheiden sich die akademischen Geister an der Frage, ob kaukasische Sprachen einer Familie entstammen oder unterschiedliche Ursprünge haben. Gemeinhin wird in süd-, nordost- und nordwestkaukasische Sprachen unterschieden. Zu Ersteren gehört das Georgische. Das Nachisch ist charakteristisch für den nordöstlichen Sprachstamm, das Abchasische für die nordwestliche Gruppe. Interessant, inzwischen aber widerlegt, ist die in der Geschichte der Kaukasologie geäußerte These, die kaukasische Sprachfamilie und das in Nordspanien heimische Baskische seien verwandt.

Kultur- und Sprachwissenschaften Zentralasiens
Das Zentrum des riesigen Kontinents Asien - darauf liegt das Augenmerk der Wissenschaften Zentralasiens. Dabei handelt es sich - wie bei allen außereuropäischen Kulturwissenschaften - um ein betont multidisziplinäres Fach. Die Sprachen, die Literaturen, die Kulturen, Religionen und Geschichte Zentralasiens stoßen auf das Interesse der jeweiligen Fachvertreter. Welche Länder und Regionen der Forschungsgegenstand Zentralasien genau umfasst, ist von Seminar zu Seminar unterschiedlich. Meist stehen folgende Regionen im Vordergrund: Tibet, die Mongolei, Sinkiang, Afghanistan und die mittelasiatischen GUS-Staaten (Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan und Kirgisien).


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