Wissenschaftsjahr 2007 - Romanistik



Romanistik

Anfänge

Gallien ist von den Römern besetzt ... Ganz Gallien? Ja! Und darüber hinaus hat das römische Reich weitere Teile Europas entscheidend beeinflusst. Der Blick richtet sich nach Spanien, Italien, Portugal genauso wie nach Rumänien oder auf die Westschweiz. Und mag auch - historisch verbürgt ist es nicht! - ein kleines gallisches Dorf im Norden Frankreichs zeitweise Widerstand geleistet haben - das kulturelle Vermächtnis der Römer ist überall zu spüren. Und zu hören. Französisch, Spanisch, Italienisch, Rumänisch: Alle diese Sprachen wurzeln im Lateinischen, es handelt sich um romanische Sprachen. Die Romanistik, ein Zweig der neueren Philologie, setzt sich wissenschaftlich mit Sprache, Literatur und Kultur dieser Völker auseinander.

Gegenstand

Das Interessengebiet der Romanistik zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. Neben der Sprache stehen die Literaturen und Kulturen jener Völkerschaften im Mittelpunkt des Interesses, die romanische Sprachen sprechen. Dabei kann es sich auch um außereuropäische Gebiete handeln, die im Zeitalter der Kolonisierung romanische Sprachen übernommen haben. Auf Französisch verfasste Werke kanadischer oder afrikanischer Schriftsteller sind ebenso Gegenstand romanistischer Forschung wie die kulturellen Zeugnisse Lateinamerikas. Aufgrund dieses umfassenden Betrachtungsgegenstandes wird die Romanistik an vielen Hochschulen in einzelne Teilgebiete unterteilt.

Die Französistik oder Galloromanistik beschäftigt sich mit dem französischen Sprachraum, die Hispanistik mit dem spanischen, die Lusitanistik mit dem portugiesischen Sprachraum, die Italianistik mit Italien. Die Lateinamerikanistik blickt vor allem auf jene Völker Amerikas, die Spanisch und Portugiesisch sprechen. Insofern kann sie auch als Teilgebiet der Hispanistik oder Lusitanistik betrachtet werden. Die Romanistik nimmt sich darüber hinaus den kleineren und weniger verbreiteten romanischen Sprachen an. Darunter fallen etwa das in Südwestfrankeich gesprochene Okzitantisch oder das Katalanisch, Galizisch, Provenzalisch, Rätoromanisch, Friaulisch, Sardisch sowie die verschiedenen Kreolsprachen.

Aufgabe

Diese Aufteilung der Romanistik in eine Reihe von Schwerpunkten war auch dadurch bedingt, dass immer neue Themen Eingang in die Forschung gefunden haben. Während Sprache und Literatur der für die Romanistik maßgeblichen Länder ursprünglich weitestgehend aus historisch interessierter Warte betrachtet wurden, interessieren sich die heutigen Romanisten für eine Vielzahl weiterer Blickwinkel und Ansätze. Ein Grund dafür liegt auch in der Weiterentwicklung jener Wissenschaften, bei denen die romanistischen Philologien Anleihen nehmen, um ihrem Gegenstand gerecht zu werden - die Literaturwissenschaft und die Sprachwissenschaft.

Sprachwissenschaftliche Methoden finden Anwendung, wenn es darum geht, die Struktur des Französischen oder Italienischen zu erforschen oder die Entwicklung der jeweiligen Sprache im Verlauf der Jahrhunderte nachzuzeichnen. Richtet sich das Augenmerk dagegen auf die literarischen Zeugnisse Italiens, Spaniens oder Rumäniens, greift die Romanistik auf literaturwissenschaftliche Vorgehensweisen und Theorien zurück.

Die Romanistik beschäftigt sich mit der Deutung romanischer Literaturen, sie ordnet in Epochen ein und bestimmt Gattungen und Stile. Darüber hinaus interessiert sie sich für landeskundliche Aspekte, fragt Disziplinen übergreifend nach Kultur, Geschichte und Gesellschaft der romanischen Länder.



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