Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Gert Mittring, Rechenkünstler

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Gert Mittring, Rechenkünstler

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Mit mehreren Eintragungen im Guinness Buch der Rekorde sind Sie Weltrekordler im Kopfrechnen! Was können Sie, was andere nicht können?
Ich kann sehr schnell im Kopf Lösungsalgorithmen entwickeln. Außerdem kann ich mir große Zahlen ohne Probleme merken und damit logisch umgehen. Das Entscheidende ist aber, dass ich für die Berechnungen weder Bleistift noch Papier benötige.

Ist diese Fähigkeit erlernbar?

Nein, echtes Kopfrechnen nicht, oder zumindest nur bis zu einem gewissen Grad. Was allerdings erlernbar ist, sind Zahlengedächtniskunststücke. Dazu gibt es heute ja auch etliche Bücher mit Aufgaben und Übungsmöglichkeiten.

Bei der 9. Mind Sports Olympiade 2005 gewannen Sie im Bereich ‚Kopfrechnen’ mit der vollen Punktzahl die Goldmedaille. Wie ist es Ihnen möglich Fehler auszuschließen?

Ich überprüfe meine Ergebnisse immer wieder während der Rechenphase. So schleichen sich keine Fehler ein, mit denen ich dann weiterrechnen würde.

Auf Ihrer Homepage steht über Sie: „Er ist allgemein und mathematisch höchstbegabt“. Wer stellte die „Diagnose“ und wann?
Frau Dr. Ida Fleiß. Sie war damals die Betriebspsychologin der Deutschen Lufthansa AG und arbeitete ehrenamtlich auch für Mensa in Deutschland, einem Verein für Hochbegabte. Sie teste mich im Jahr 1993 und bestätigte damit meine Hochbegabung.

Schon mit 4 Jahren beherrschten Sie alle vier Grundrechnungsarten im Kopf und rechneten im Tausenderraum. Mit 6 Jahren konnten Sie mit Brüchen rechnen, mit 8 Jahren Wurzeln ziehen. Wie haben Sie diese Fähigkeiten entwickelt?
Den Zugang zur Mathematik und den Rechenarten fand ich alleine. Ich habe also keine elterliche Anleitung erfahren oder das Wissen von anderen Menschen in meiner Umgebung bekommen. Ich habe mich einfach für Mathematik interessiert und dann angefangen, sie zu erforschen.

War dieses Talent in ihrer Kindheit eher Segen oder Last?

Als Kind war mir nicht bewusst, dass ich hochbegabt bin. Das Kopfrechnen hat mir immer viel Freude bereitet. Erst allmählich erkannte ich, dass ich anders als andere Kinder in meinem Alter  war. Das war teilweise schwierig und hat mich etwas bedrückt.

Gab es in Ihrer Familie vor Ihnen schon Fälle von Hochbegabung? Ist diese vererbbar?
In meiner Familie ist sonst niemand mathematisch hochbegabt. Dennoch ist die Begabung oder Hochbegabung vererbbar. Allerdings spielt dabei nicht nur die Vererbung, sondern vor allem auch die Umwelt eine gewisse Rolle.

Was raten Sie Eltern, die bei Ihrem Kind eine Hochbegabung vermuten?
Sie sollten mit ihrem Kind zu einem Diplompsychologen gehen. Dort werden auch die nötigen Tests angeboten und durchgeführt. So kann man genau bestimmen, ob eine Begabung vorliegt. Informationen und Ansprechpartner findet man im Internet.

Sie selbst sind Experte in der psychologischen Hochbegabtendiagnostik. Wie sehen bei einem Kind offensichtliche Hinweise auf eine Hochbegabung aus?

Dafür gibt es vielerlei Hinweise. Ein großer Wortschatz, viele und kluge Fragen, altersuntypische Interessengebiete, eine schnelle Auffassungsgabe, rasches Erkennen von Zusammenhängen und große Ausdauer beim Aufgabenlösen, Außerdem ist oft ein  Interesse an Zahlen, am Zählen und Rechnen festzustellen.

Wenn eine Begabung festgestellt wird, wie sieht die anschließende Förderung aus?
Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Begabte Kinder können zum Beispiel Klassen überspringen, individuelle Unterrichtsaufgaben bekommen oder in  Mathe-AGs besonders gefordert und gefördert werden. Zudem gibt es im außerschulischen Bereich die Möglichkeit an Wettbewerben wie der Mathe-Olympiade oder einem Schüleraustausch teilzunehmen. Des Weiteren gibt es für begabte Kinder Kurse und Kinder-Unis, wo man mit Gleichgesinnten zusammenkommen kann.

In Ihrem Buch „Was geht in uns vor, wenn wir rechnen? Erkenntnisse und Erfahrungen des Weltrekordlers im Kopfrechnen“ schreiben Sie über Untersuchungen an Schülern und Schülerinnen und ihren Vorstellungen von Zahlen, Rechnen und dem Rechenunterricht. Gibt es regionale oder gar nationale Unterschiede?
Für mein Buch habe ich nur deutsche Schüler systematisch untersucht. Aber bei Gespräche im Ausland, musste ich feststellen, dass die Ergebnisse sehr ähnlich ausfallen. Ein kleiner Unterschied findet sich vielleicht bei den Kindern in Thailand oder auf den Philippinen. Diese gehen mit Zahlen viel lockerer um, als es die deutschen Kinder tun.

Wieso haben Sie sich als ‚allgemein Hochbegabter’ auf die Mathematik spezialisiert?
Das habe ich nicht ausschließlich getan. Nach dem Diplom in Informatik, habe ich zunächst in Heil- und Begabtenpädagogik, danach in Psychologie promoviert. Kopfrechnen und mathematische Fragestellungen sind eher mein Hobby.

Was macht die Mathematik zu einem faszinierenden Hobby für Sie?
Mathematik ist die Wissenschaft für mich, mit der man die Welt beschreiben kann. Ich mag ihre Vielfalt, ihre Wahrheit, ihre Schönheit, ihre Reinheit und nicht zuletzt ihre Omnipräsenz.

Was macht Ihnen am meisten Spaß an der Mathematik?
Wurzeln, Wahrscheinlichkeitstheorie, Zahlentheorie sind meine Favoriten. Aber natürlich mag ich die Gesamtheit der Mathematik.

Dann haben Sie sicher auch eine Lieblings- oder Glückszahl.
Ja, das sind allerdings zwei verschiedene. Meine Lieblingszahl ist 5. Glück bringt mir hingegen die 8.

Wenn Sie zum Abschluss noch folgenden Satz vervollständigen könnten:  „Mathe zählt, weil...“

...Du mit Mathe denken lernst!“


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