Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Das "Rekenwonder"

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Das "Rekenwonder"

Vom Automechaniker zum Kopfrechenass – Willem Bouman hat schon viele Menschen überrascht.

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Willem Bouman ist irgendwie anders als andere, das wussten seine Stammkunden schon lange. Wie konnte es sein, dass sich der Holländer an jeden erinnern konnte, der schon einmal in seiner Autowerksstatt vorgefahren war? Ein überdurchschnittliches Namensgedächtnis? Die Fähigkeit, einmal gesehene Gesichter niemals zu vergessen? Nein, alles was der Holländer benötigte, um seinen Kunden einen unauslöschlichen Platz in seiner Erinnerung zu verschaffen, waren deren Kfz-Kennzeichen. Für den Umgang mit Zahlen hat Willem Bouman eben eine ganz besondere Begabung. Oder, wie es in seiner Landessprache heißt: Willem Bouman ist ein "Rekenwonder".

Ein Rechenwunder, das bereits als Kind die Erwachsenen in Staunen versetzte. Schon im Alter von drei Jahren konnte er die Uhr lesen. "Es ist jetzt fünf vor zwölf, wenn der lange Zeiger die Zwölf erreicht, ist es Punkt zwölf", las der damals Dreijährige von einer Wanduhr ab. Als Erstklässler der Sekundärschule konnte er schneller multiplizieren und dividieren als sein Lehrer. Lediglich die Reihenfolge der verschiedenen Rechenvorgänge musste ihm dieser erklären. Als 14-Jähriger zog er Quadratwurzeln aus zehnstelligen Ziffern. Zahlen bis hundert nannte er in der dritten Potenz. Auch kubische Wurzeln aus 15-stelligen Zahlen stellten keine Herausforderung mehr da. Vom Rechenwunderkind bis zum anerkannten Rechenwunder war es dann aber doch ein längerer Weg.

Nach der Schule machte Willem Bouman zunächst eine Lehre als Mechaniker, anschließend verkaufte er Lkw-Reifen. Bis er 56 Jahre alt wurde, berechnete der Holländer für jeden Interessenten in Windeseile die Achsbelastung und auch den Kilometerpreis, bevor er eine Empfehlung für geeignete Reifen aussprach. Nach dem täglichen Broterwerb pflegte er seine besondere Gabe, indem an mathematischen Formeln forschte und dabei sogar auf neue Algorithmen stieß. Tagsüber Mechaniker, abends Zahlenkünstler – dieses Doppelleben währte fast 40 Jahre.  

Die Wende brachte ein Besuch bei einem Begabtenforscher vor zwei Jahren. Der Begabungsforscher erkannte die besonderen Fähigkeiten Willem Boumans sofort und fasste diese Erkenntnis in Worte, die der Holländer nur allzu gerne hörte: "Willem, Du weißt gar nicht wie gut du bist." So motiviert, ließ sich Willem Bouman nicht lange bitten, meldete sich zur Kopfrechenmeisterschaft und machte auf Anhieb den fünften Platz. Seither tingelt der Zahlenakrobat durch die Welt, nimmt an einschlägigen Wettbewerben und Meisterschaften teil und hält Vorträge. Im November dieses Jahres wird er beispielsweise jungen Mathematikkünstlern auf der Kopfrechenmeisterschaft seine selbst entdeckten Algorithmen erklären. "Es macht mir Spaß, meinem Publikum zu zeigen, wie viel Schönheit in der Welt der Zahlen steckt", sagt Willem Bouman. Eine Schönheit, die jeder sehen kann – und nicht nur diejenigen, die anders sind als andere.


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