Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Der Brückenbauer

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Der Brückenbauer

Der Künstler und Mathematiker Lun-Yi Tsai schafft kreative Verbindungen. 

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Geometrische Formen in kräftigen Farben scheinen von den Leinwänden herab – in Lun-Yi Tsais großformatigen Bildern verbindet sich vordergründig Gegensätzliches zu einer harmonischen und ästhetischen Liaison: Mathematik und Kreativität, das demonstriert jedes seiner Bilder, schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Die Kunst des 38-jährigen US-Amerikaners, der in Florida Mathematik unterrichtet und in Berlin als bildender Künstler wirkt, ist der beste Beweis für die Tatsache: Mathematik ist schön.

Alles begann mit Lineal und Zirkel: Als Lun-Yi Tsai zehn Jahre alt war, brachte ihm seine Mathelehrerin an einer New Yorker Schule nicht nur die Zerlegung in Primzahlen oder das Pascal’sche Dreieck näher. Sie erklärte ihren Schülern auch, wie man mit den beiden wichtigsten mathematischen Hilfsgeräten umgeht. Lun-Yi Tsai staunte nicht schlecht: Wie einfach und schön waren die Diagramme, die er zu Papier brachte! Bis heute benutzt er beide Geräte – in seinem Unterricht ebenso wie bei seiner Arbeit als bildender Künstler.

Seine Begeisterung für die Welt der Zahlen und Formeln ebenso wie für künstlerische Prozesse vermittelt Lun-Yi Tsai in seiner Arbeit als Dozent. Am Miami Dade College in Florida unterrichtet er nicht nur Mathematikstudenten. „Mein Lieblingskurs ist ‚Mathematik für Studenten der Freien Kunst’“, erzählt er. „Besonders gern behandele ich das Thema ‚Perspektive’. Das ist ein tolles Beispiel dafür, wie sehr Mathe mit unserem Leben verbunden ist – genauso wie die Kunst.“

Mit seiner Malerei und seinen Zeichnungen bringt Lun-Yi Tsai das kreative Potenzial zum Ausdruck, das in der Mathematik steckt. „Meine Zeichnungen und Bilder fordern Vorurteile der Leute über Mathe heraus. Wenn mir jemand sagt, Mathematik sei eine trockene und weltfremde Angelegenheit, zeige ich ihm einfach meine Bilder. Ich mache ihnen klar, dass meine Kunst durch mein Mathe-Studium geprägt ist. Denn einer der wichtigsten Gründe, als Künstler zu arbeiten, liegt für mich darin, auf die Vielfalt der Mathematik aufmerksam zu machen. Sie gibt unserer chaotischen Welt Sinn. Schritt für Schritt decken mathematische Beweise Unbekanntes auf. Das hilft uns, die Welt, wie wir sie uns in unseren Gedanken konstruieren, besser zu verstehen.“

Besonders freut sich der engagierte Künstler und Dozent, wenn er junge Leute mit seiner Begeisterung anstecken kann. „Ich komme auf meinen Ausstellungen mit vielen Schülern und Jugendlichen ins Gespräch. Sie wollen viel über meine Beweggründe und meinen Lebensweg wissen. Zwei- oder dreimal haben mir Besucher anschließend geschrieben, dass sie noch lange über mich und meine Arbeiten nachgedacht hätten. Am Ende seien sie so inspiriert gewesen, dass sie überlegten, Mathe zu studieren“, sagt Lun-Yi Tsai. „Ein schöneres Kompliment gibt es für mich nicht. Denn das zeigt doch, wie nah sich beide Welten im Grunde sind.“


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