Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Pfiffikusse im Netz

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Pfiffikusse im Netz

Heike Winkelvoß betreut eine Internet-Mathe-AG für junge Rechenkünstler. 

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Irgendwo in Deutschland sitzt Khaled vor seinem Computer. Er blickt konzentriert auf den Monitor, dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Der Achtjährige hat gerade nicht etwa ein virtuelles Autorennen gewonnen. Er hat eine Matheaufgabe gelöst. In einem anderen Winkel des Landes sitzt die fünf Jahre alte Sarah mit ihrer Mutter  ebenfalls vor dem Bildschirm eines Rechners und brütet gespannt über einer Knobelfrage für Vorschüler. Diese beiden Kinder verbinden zwei Dinge: Ihre Begeisterung für Mathematik und ihre Teilnahme an der Internet-Mathe-AG.

Dass Mathematik bei Kindern ähnliche Begeisterung auslöst wie Computerspiele ist in diesem Fall das Verdienst von Heike Winkelvoß. Die 40-jährige hat es sich zum Ziel gesetzt, rechenbegabte Kinder in ihrem Talent zu stärken – auf einem ungewöhnlichen Weg. Von Beruf Softwareentwicklerin, hat Heike Winkelvoß ihr Computer-Know-how in die Waagschale geworfen und eine Internet-Mathe-AG gegründet. 2002 ging die Arbeitsgemeinschaft unter der Adresse www.egladil.de online. Auf der Website veröffentlicht die Softwareentwicklerin aus Wiesbaden Knobelaufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Kinder aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich senden ihr dann ihre Lösungen zu. Wer  ungewöhnliche Rechenwege einschickt, wird mit besonderen Punkten – den  Pfiffikuspunkten – belohnt. Beliebt bei den jungen Zahlenakrobaten ist auch die Rubrik „Erfinderwinkel“ auf der Website. Hier werden von den Kindern erfundene Aufgaben mit Lösungsweg veröffentlicht.

Hintergrund des Engagements von Heike Winkelvoß sind Erlebnisse aus ihrem persönlichen Umfeld. Irgendwann musste die Wiesbadenerin feststellen, dass sich ihre mathematisch begabten Kinder im Mathematikunterricht langweilten. In ihrer eigenen Jugend hatte die heute 40-Jährige ähnliche Erfahrungen gemacht, zumindest bis sie in die Spezialklassen für Mathematik und Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kam. Der Austausch mit anderen Eltern, deren Sprösslinge ebenfalls im Matheunterricht unterfordert waren, bewegte sie schließlich zum Handeln: Die Idee der Mathe-AG im Internet war geboren.

Seit ihrem Start ist das Interesse an den Online-Knobeleien rasant gestiegen. Griffen im ersten Jahr noch 60 Kinder und Jugendliche auf das Angebot zurück, so beteiligten sich in der letzten Runde bereits 210. Kinder und Teenager im Alter zwischen drei und 17 Jahren lassen sich spielerisch auf die Welt der Formeln und Zahlen ein – mit großem Enthusiasmus. Weit über 500 Zuschriften hat Heike Winkelvoß zuletzt erhalten. Da sie alle Einsendungen individuell beantwortet, ist die Betreuung der Internet-Mathe-AG inzwischen sehr zeitintensiv. „Ich würde mich freuen, wenn ich einige Mitstreiter fände,“ sagt die AG-Leiterin.

Mit ihrer ansteckenden Leidenschaft für Mathematik dürfte das kein größeres Problem sein – die Familie der promovierten Mathematikerin ist jedenfalls infiziert. Ihr Mann ist ebenfalls Mathematiker und ihre beiden Töchter haben bereits am Känguruwettbewerb teilgenommen – einem Mathematikwettbewerb für Kinder und Jugendliche. „Während in anderen Familien über Kinofilme gesprochen wird“, lacht Heike Winkelvoß, „diskutieren wir am Esstisch über physikalische und mathematische Fragestellungen“.

Doch einen derartigen Stellenwert muss Mathematik nicht in jeder Familie haben, meint die engagierte Mathemacherin. Ihr reicht es vollkommen, mit Hilfe ihrer AG Kinder und Jugendliche auf die Schönheit und auch den Unterhaltungswert von Mathematik aufmerksam zu machen. Denn eines macht ihre Mathe-AG deutlich: Das Fach ist alles andere als langweilig.


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