Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Pässe für Schildkröten

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Pässe für Schildkröten

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Der tägliche Wetterbericht, die Verkehrsplanung, finanzielle Transaktionen – alle diese Dinge wären kaum möglich ohne mathematische Modellierung. Mit Hilfe dieses Teilgebiets der angewandten Mathematik lassen sich Vorhersagen berechnen oder Vorgänge simulieren. So können mathematische Modelle über Verbreitungswege und –geschwindigkeiten von ansteckenden Krankheiten Auskunft geben oder dazu beitragen, industrielle Fertigungsprozesse zu optimieren. Die Mathematikerin Simone Göttlich sieht in dieser Form des Rechnens ein großes Potenzial für das kreative Arbeiten mit Mathematik – und dieses Potenzial möchte sie gern jungen Menschen vermitteln.

Neben ihrer regulären Tätigkeit an der Uni Kaiserslautern tourt Simone Göttlich in den Semesterferien durch rheinland-pfälzische Schulen und organisiert Workshops für die zehnte bis 13. Klasse. In den Pausen zwischen den Lehrverpflichtungen ist das Projekt für die wissenschaftliche Mitarbeiterin eine willkommene Gelegenheit, sich intensiv mit ihrem Lieblingsthema zu beschäftigen. Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf überraschende Themen. Die heißen dann beispielsweise "Personalausweis für Schildkröten" oder "Elfmeter mit Torgarantie". "Wenn ich Schülern die Aufgabe gebe, Identifikationsmöglichkeiten für Schildkröten zu finden, mit deren Hilfe dem illegalen Handel mit den Tieren entgegengetreten werden könnte, gucken die meisten erstmal etwas komisch: Wie soll man das bloß mit Mathe herausfinden? Doch dann sind alle von den Aufgabenstellungen begeistert", sagt die gebürtige Mannheimerin.

In den Workshops teilt Simone Göttlich die Jugendlichen in Kleingruppen ein und lässt sie die Lösungen gemeinsam erarbeiten. Ein Schüler stellt zunächst das Thema vor, dann wird es mathematisch beschrieben und analysiert. Dem folgt die Suche nach geeigneten mathematischen Verfahren und schließlich die Auflösung. Ganz unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten sind zulässig, solange sie zum Ziel führen. Dabei werden auch gern andere Disziplinen wie Physik oder Biologie gestreift, wenn es der Gruppe sinnvoll erscheint. Das interdisziplinäre und selbstständige Arbeiten ist für viele Schüler eine ganz neue Erfahrung. "Die Kreativität der Schüler wächst mit den Aufgaben und es werden oft erstaunliche Lösungen erzielt", sagt die 29-Jährige.

Ihre Leidenschaft für die Mathematik entdeckte Simone Göttlich schon als Kind durch Rechenspiele wie "Lük" oder "Mahlen nach Zahlen". Durch die spielerische Herangehensweise hatte sie von Anfang einen guten Zugang zu dem Fach. Den unbeschwerten Zugang hat sie sich bis heute bewahrt und möchte ihn an ihre Schüler weitergeben. Die danken es ihr mit großem Interesse und Enthusiasmus: Obwohl die Workshops samstags stattfinden und die Teilnahme freiwillig ist, herrscht immer ein reger Andrang.

Simone Göttlich legt in ihrem Unterricht viel Wert darauf, dass die Aufgabenstellungen ihren Ursprung im Hier und Jetzt haben. So bekommen die Schüler einen Eindruck davon, für welch eine Vielfalt von Situationen Modellierungsmodelle zu gebrauchen sind. Damit der mathematische Nachwuchs auch gerüstet ist für die Zukunft. Denn eines ist sicher: Von der intensiven Beschäftigung mit dem Fach profitieren nicht nur die Schildkröten.


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