Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Knotest Du noch oder rechnest Du schon?

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Knotest Du noch oder rechnest Du schon?

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Theorie ist eine Sache, die Praxis eine bisweilen völlig andere. Angehende Mathelehrer ahnen, wovon die Rede ist. Während des Studiums saugen Lehramtskandidaten zwar eine Menge Theorie in sich auf. Treten die jungen Lehrer nach ihrem Uni-Abschluss dann aber erstmals vor eine Klasse, kommt es zur Probe aufs Exempel: Können sie dieses Wissen auch angemessen vermitteln? Das Problem: Während des Studiums gibt es kaum Gelegenheiten, das pädagogische Talent zu testen. Anders in Münster – dort sorgt Martin Oymanns für frischen Wind im Mathestudium.

Der 24-jährige Mathematik-Student der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) koordiniert einen Austausch zwischen Schulen und angehenden Mathematiklehrern sowie Diplomstudenten des Fachs Mathematik. Meist zu zweit gehen Studenten an die Bildungsanstalten in der Umgebung. Gemeinsam mit den Jungendlichen vertiefen sie Inhalte aus dem Unterricht. Dabei lernen sie, Mathematik möglichst anschaulich zu erklären. Beispiel Knotentheorie: Um diesen klassischen mathematischen Ansatz zu vermitteln, werfen die „Studenten-Lehrer“ ein Seil auf den Boden, dessen Enden dann miteinander verschweißt werden. Es entsteht ein Bild der Unordnung: An einer Stelle überschneiden sich die Seilstränge, an einer anderen bilden sich Schlingen. Nun sind die Schüler an der Reihe. Welche Strangteile liegen oben, welche unten? Wo genau sind die Schnittpunkte? Jede dieser Stellen bekommt einen Namen. Werden sie in einer Formel zusammengefügt, können die Schüler genau berechnen, was passiert, wenn an dem Seil gezogen wird. Knoten oder kein Knoten – das ist hier die Frage. Die Antwort ist reine Mathematik.

Von dem Austauschprojekt profitieren beide Seiten. "Die Schüler erleben eine kreative Ergänzung des Unterrichts. Die Studenten wiederum können ihr Talent zum Lehren testen und trainieren", sagt Martin Oymans. Die häufigste Frage, die Schüler dem Studenten stellen: Warum studieren Sie überhaupt Mathematik? Mit Leidenschaft führt er dann aus, wie sehr ihn früher logische Zusammenhänge und die Beweisbarkeit von Aussagen begeisterten. "Heute fasziniert mich vor allem, wie viel Struktur man mit Mathematik in die vermeintlich chaotische Welt bringen kann." Besonders interessiert ihn die Verknüpfung von Wissenschaft und Alltagsproblemen. "Allein mit der Stochastik, der Lehre von Wahrscheinlichkeiten und statistischen Ergebnissen", sagt der angehende Akademiker, "lassen sich viele Ereignisse mathematisch erfassen, etwa die Warteschlange an der Supermarktkasse oder auch der Straßenverkehr."

Die Vermittlung dieses tiefen Enthusiasmus für sein Fach ist wohl die schönste Lektion, die Martin Oymanns dem Nachwuchs mit seinem Austauschprojekt erteilt. Theorie ist eben nur die eine Seite der Medaille.


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