Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Geradewegs in die Kurve

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Geradewegs in die Kurve

Professor Peter Appelbaum weiß: Die Wege der Mathematik sind unergründlich

???aural:Bildanfang???Peter Appelbaum mit seinem Sohn vor dem Partheon in AthenPeter Appelbaum mit seinem Sohn vor dem Partheon in Athen.  Foto: Sophia Appelbaum???aural:Bildende???

Peter Appelbaum entdeckte die Segnungen der Mathematik bei dem Versuch, seinen Schulweg zu verkürzen. Schon als Siebenjährigem kam ihm die Einsicht, dass die direkte Verbindung zwischen seinem Zuhause und der Schule die Gerade ist. Allerdings scheiterte der Praxistest. Schon fast mit dem ersten Schritt musste er von seinem Plan ab- und vor einer Mauer ausweichen. Kurvenreich – wie immer – ging es nach Hause, die Gerade musste er ad acta legen. Oder doch nicht? Der kleine Appelbaum grübelte und grübelte, bis ihm ein tröstlicher Gedanke kam: Besteht nicht jede Kurve aus einer Vielzahl von Geraden? Auch so lässt sich Mathematik entdecken.

Ausprobieren, forschen, Neues entdecken – das sind die Kräfte, die dem amerikanischen Mathematik-Professor den Job zur Berufung machen. Mit festgefahrenen Vorstellungen kann der 48-Jährige jedenfalls nichts anfangen. „Eine Tragödie,“ nennt Professor Peter Appelbaum so manchen Mathematik-Unterricht, in dem es immer nur um richtig oder falsch gehe. Auch seinen Studenten in Philadelphia und inzwischen an der Freien Universität Berlin impft er ein, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auf die Suche nach neuen mathematischen Möglichkeiten zu begeben. „Nur wer Muster, Form, Rekursion oder Paradoxon selber erlebt und erbaut, erhält einen Einblick in die wahre Kunst der Mathematik.“  

Die Beziehungen des Professors zu den Zahlen- und Formelwelten sind tiefgründig: „Mathematik bildet die Grundlage für meine Sicht auf die Welt, man kann damit sogar seine politische Meinung formulieren“, sagt er und verweist auf den amerikanischen Bürgerrechtler Malcom X, der die Variable X seinem Sklavennamen vorzog, um so auf die Diskriminierung der afroamerikanischen Gesellschaft hinzuweisen. Besonders einleuchtend sind auch Professor Peter Appelbaums Vergleiche von Kunst und Mathematik: Beide Disziplinen verschmelzen in seiner mathematischen „Philosophie“ zu Synonymen – denn wie die Kunst, sei schließlich auch die Mathematik ein Produkt menschlicher Tätigkeit, mit der Absicht, die Sinne und den Verstand durch Gefühle und Ideen anzuregen.

In der Demokratie, in den Geschichtsbüchern seiner Frau, der Aktionskunst seines Sohnes Noah und den japanischen Mangas seiner Tochter Sophia – Peter Appelbaum entdeckt überall Mathematik. Auch in einem seiner größten Hobbys, der Musik, sieht Peter Appelbaum viele Parallelen zur Mathematik: „Oft heißt es, Mathe und Musik ähnelten sich, weil es in beiden Künsten um Zählen und Bruchrechnen gehe – eine Einsicht, die ich nicht besonders spannend finde. Ich denke vielmehr, dass sich beide Disziplinen aus Mustern heraus entwickeln und von einer identischen Spannung leben, nämlich der, sich an Regeln zu halten und diese gleichzeitig zu durchbrechen.“

Peter Appelbaum ist sich sicher: In fast jedem Menschen schlummert ein Mathematiker. Aber wie erkennt man die verborgenen Talente? „Statt einfach nur Unterricht zu geben, sollte sich der Lehrer bemühen, die Perspektive seiner Schüler einzunehmen“, sagt Professor Peter Appelbaum. Und sich dann gemeinsam mit ihnen auf Entdeckungsreise in die faszinierende Welt der Mathematik begeben. 



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