Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Der Muster-Mathematiker

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Der Muster-Mathematiker

Mit Hilfe mathematischer Modelle sagt Jens Scholz die Zukunft voraus – sogar ziemlich genau.

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Jens Scholz ist kein Prophet. Trotzdem kann er mit bemerkenswerter Genauigkeit in die Zukunft blicken. Der 38-Jährige weiß, wie viele grüne Autos täglich den Bahnübergang überqueren. Und er kann auch Aussagen darüber treffen, welche Bücher jemand toll findet, der sonst am liebsten Harry Potter liest. Dazu braucht der Spross einer Musikerfamilie keine Tarot-Karten, er studiert auch nicht den Vogelflug. Jens Scholz braucht mathematischen Sachverstand.

Der Mathematiker macht es sich zunutze, dass Menschen bestimmten Verhaltensmustern folgen. Mit Hilfe statistisch-mathematischer Methoden lassen sich diese Muster sichtbar machen und an Kunden – zumeist aus der Welt der Wirtschaft – weiterverkaufen. Das Geschäftskonzept der prudsys AG, in der er Vorstand ist, geht auf. Der Blick in die Zukunft ist vielen Gold wert. „Schließlich kann zum Beispiel der Süßwarenhersteller sein Werbe- und Produktkonzept optimieren, wenn er weiß, welche Schokoladenriegel Frauen zwischen 20 und 25 am liebsten essen“, sagt Scholz. Data Mining heißt diese mathematische Form der Datenverarbeitung. Ziel ist das Aufspüren von Regeln und Mustern in großen Datenbeständen.

Aber wie funktioniert das genau? Die jungen Studierenden, die am Data Mining Cup teilnehmen, sollten es wissen. Schon seit acht Jahren richtet die prudsys AG diesen Wettbewerb aus und gibt auf diese Weise nicht nur eigenes Wissen an jüngere Data Miner weiter, sondern erhält selbst auch kreativen Input. Beste Chancen auf den obersten Platz des Treppchens hat derjenige, der mit viel Motivation, Engagement und Vorstellungskraft an die Sache herangeht – und am Ende die komplizierte Aufgabe gelöst hat.

Auch Jens Scholz selbst wollte schon früh hoch hinaus. Als zwölfjähriger Mathe-Olympionike war sein Erfolg nach eigener Aussage „eher durchschnittlich“, die Mathematik blieb danach fürs Erste eine verkannte Liebe: Der Schüler experimentierte lieber in der Physik oder interessierte sich für Informatik. Erst bei der Studienwahl entschied er sich klar für die Wissenschaft von den Formeln und Zahlen – und das mit Hilfe seines damaligen Mathematiklehrers: „Wenn ich es recht bedenke: ein echter Mathemacher.“

Heute hat Jens Scholz seine berufliche Erfüllung gefunden. „Für mich liegt die Faszination der Mathematik in ihrer Vielschichtigkeit. Keine andere Wissenschaft besitzt einen so großen Zoom-Faktor. Mathematik ist für mich Fernrohr und Lupe zugleich“, schwärmt er. Den leidenschaftlichen Blick auf die Mathematik scheint er an seinen eigenen Nachwuchs vererbt zu haben: „Mein Sohn neigt schon in der ersten Klasse zu gewagten Rechenwegen mit durchaus richtigem Ergebnis.“ Aber ob das mathematische Nachwuchstalent tatsächlich einmal in die Fußstapfen des stolzen Vaters treten wird, diese Frage kann Scholz nicht beantworten. Schließlich ist er, so viel steht fest, kein Hellseher.




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