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Mit der mecs Lecture Series versammelt das Forscherkolleg „Medienkulturen der Computersimulation“ (mecs) im Wochenrhythmus führende internationale und nationale Wissenschaftler aus den Bereichen der Geschichte und Epistemologie der Computersimulation.
Wie produzieren Physiker im Wechselspiel von Experiment und Erfahrung epistemologische Konzepte von Wahrheit, wie wählen und schaffen sie ihre Wissenswege, um dabei eine spezifische Vorstellung über die Natur von Raum und Zeit herzustellen? In dieser Lecture werde ich erste Forschungsergebnisse meiner laufenden ethnographischen Feldforschung am Europäischen Zentrum für nukleare Forschung (CERN) vorstellen.
Die bei der Datennahme am Großen Hadronen Speicherring (LHC), dem Teilchenbeschleuniger im Schweizer Meyrin, aufgezeichneten Informationsmengen sind außerordentlich. Hunderttausende Computer, die durch ein spezielles „Grid“-System miteinander verbunden sind, prozessieren das hier gewonnene Material. Virtuelle Forschungsgruppen der Kollaboration des CERN müssen für ihre Studien Tausende von Parametern simulieren, bevor die eigentlichen Ergebnisse im Prozess des „Unblindings“ aufgedeckt werden und Klarheit über die Aussagekraft der gewonnenen Daten herrscht. Das Hintergrundrauschen und systematische, wie auch statistische Unsicherheiten werden daher innerhalb der Forscherteams beständig diskutiert, genauso wie die Eingrenzung und Auswahl der Parameter und die Beschaffenheit der Monte-Carlo Simulationen.
Der Weg zu fundierten Einsichten über die Natur von Raum und Zeit führt in der Arbeit der Teams durch nicht-teleologische Situationen, wo die Architektur des Detektors, die Programmierung der Simulations-Modelle, die Wahl der Variablen und die Zusammenstellung des Forscherteams entweder Quelle oder Gefahr für Erkenntnis darstellt. Ziel ist die Erkenntnis von Neuem, in meinem spezifischen Fall der experimentelle Nachweis eines Higgs-Teilchens, dessen Existenz Auskunft über die fundamentale Beschaffenheit des Universums gibt.
Eine Veranstaltung des Forscherkollegs „Medienkulturen der Computersimulation“ (mecs), gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.