Das wiederauflebende Interesse der Kultur- und Sozialwissenschaften an ästhetischen Fragestellungen verlangt nach einer neuen Auseinandersetzung mit der Rolle ästhetischer Konzepte und Empfindsamkeiten bei der Erforschung zeitgenössischer gesellschaftlicher Phänomene. Als Ausgangspunkt dient hierbei die Wiederentdeckung der Ästhetik als “Aisthesis” im ursprünglichen Sinn: Als ineinander verflochtene Abbilder der sinnlichen Wahrnehmung und des Gefühlslebens, als emotionale Einbindung des Subjekts in die affektive Umgebung.

Timon Beyes skizziert in seinem Vortrag Formen und Prozesse des Organisierens als Rekonfiguration dessen, was als sinnvoll erachtet und über die Sinne wahrgenommen werden kann. Das Wahrnehmbare und daher Sinnvolle wird zunehmend durch die digitalen Medien und deren scheinbar allgegenwärtige Präsenz bedingt. Daher müssen bei der Erforschung der organisatorischen Ästhetik Elemente wie das “technologische Unterbewusstsein” (Thrift), die “Technoökologien der Empfindung” (Parisi) oder “atmosphärische Medien” (Hansen) eingebunden werden. Für das Verständnis der organisatorischen Kräfte, die ihre Wirkung in und durch die digitalen Medien entfalten, stellt sich somit die Frage nach deren Ästhetik.

Timon Beyes ist Professor für Design, Innovation und Ästhetik am Institut für Management, Politik und Philosophie an der Copenhagen Business School und Gast-Professor am Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien (ICAM) an der Leuphana Universität Lüneburg. Der Soziologe und Betriebswirt promovierte und forschte am Institut für Soziologie und der School of Humanities and Social Sciences der Universität St. Gallen. Sein Forschungschwerpunkt liegt auf Organisationsprozessen im Kontext urbaner Kultur, Medien und Kunst. Timon Beyes ist einer der Direktoren des Digital Cultures Research Lab (DCRL).