Gemeinsam für mehr Sicherheit

Berliner Konferenz sucht nach neuen Wegen zur Kriminalprävention in Innenstädten

Wie können Kommunen, Immobilienwirtschaft und Polizei gemeinsam Kriminalität in Städten vorbeugen? Und wie können Straßen, Plätze und Parks zu Orten der Begegnung werden? Antworten auf diese und weitere Fragen suchten die Teilnehmenden am Fachdialog Sicherheitsforschung in der Berliner Urania. Die Konferenz fand im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt mit dem Thema „Grenzenlose Sicherheit? Gesellschaftliche Dimensionen der Sicherheitsforschung“ statt.

Prof. Dr. Cornel Zwierlein, Ruhr-Universität Bochum, zzt. Harvard University
Prof. Dr. Cornel Zwierlein, Ruhr-Universität Bochum, zzt. Harvard University ©Fraunhofer-Gesellschaft

Nach der Eröffnungsansprache von Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), leiteten die Professoren Saskia Sassen (Columbia University) und Cornel Zwierlein (Ruhr Universität Bochum) mit ihren Vorträgen das wissenschaftliche Programm und die Diskussionen ein.

Professor Saskia Sassen über die globale City und Migration

Zu den Schwerpunktthemen zählte dabei unter anderem die Sicherheit in zukünftigen urbanen Räumen. Dr. Anke Schröder vom Landeskriminalamt Niedersachsen stellte dazu das BMBF-geförderte Projekt „transit“ vor. Projektziel ist die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie für Polizei, Gemeinden und die Immobilienwirtschaft: „Kommunen, Wohnungsunternehmen und die Polizei wollen die Lebensqualität und das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung erhöhen“, sagte Schröder.

Projekt „transit“ soll das Sicherheitsgefühl stärken

Die Expertin der Kriminalprävention ließ in Stadtteilen von Braunschweig, Emden und Lüneburg Bevölkerungsbefragungen durchführen. Diese ergaben, dass sich jeder Dritte an bestimmten Straßen, Wegen und Plätzen unsicher fühlt – etwa weil es dunkel und unübersichtlich ist oder weil sich Menschen dort aufhalten, die Misstrauen erwecken.

In ihrer neuen Sicherheitsstrategie berücksichtigen Polizei, Kommunen und Wohnungsunternehmen jetzt auch Gefühle von Bürgerinnen und Bürgern, die objektiv kaum begründbar sind. Viele geben zum Beispiel an, dass sie nicht gerne zur Bushaltestelle gehen oder den Besuch bestimmter Geschäfte vermeiden, weil sie dort unheimlich erscheinenden Menschen begegnen könnten. Objektive Gründe, um sich zu fürchten, wie erhöhte Vorkommen von Strafdelikten, liegen an diesen Orten jedoch nicht vor.

Dr. Anke Schröder über Sicherheitsstrategien für Polizei, Immobilienwirtschaft und Kommunen

Polizei unterscheidet Angsträume und Gefahrenorte Die Forscher klassifizieren solche Gegenden als Angsträume - und unterscheiden sie streng von so genannten Gefahrenorten. Dort melden Bürgerinnen und Bürger tatsächlich eine höhere Zahl von Straftaten und Vorfällen wie Ruhestörungen, Pöbeleien oder Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit.

Herbert Schubert, Professor an der Fachhochschule Köln, betonte, dass in Stadtgebieten, in denen ein Vertrauensverhältnis nicht nur zwischen den Anwohnerinnen und Anwohnern, sondern auch zwischen Schlüsselpersonen in Kommunalpolitik, Wohnungswirtschaft, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen besteht, weniger Kriminalität zu verzeichnen ist. Aus der Perspektive der kommunalen Kriminalprävention müsse zukünftig deshalb auch die Abschottung der lokalen Führungskräfte überwunden werden.

 

Weitere Informationen zur Konferenz finden Sie hier: www.sifo.de 

Über das Sicherheitsforschungsprogramm können Sie sich hier informieren: http://www.bmbf.de/de/6293.php

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