Zum Wissenschaftsjahr 2018
Vulkane am Meeresgrund – Ein Blick ins Dunkel

Tipp

Vulkane am Meeresgrund – Ein Blick ins Dunkel

Direkt von Bord – Der zweite Expeditionsblog des Forschungsschiffes Poseidon!

Direkt von Bord – Ein Expeditionsblogbeitrag der FS Poseidon!

Mitternachtssonne, Nebel und Lava: Der zweite Expeditionsblogbeitrag der Poseidon-Reise 502 Seit etwas mehr als einer Woche untersuchen wir nun die Vulkane am arktischen Meeresboden. Ein sehr effizienter und effektiver Tagesrhythmus hat sich etabliert. Vormittags ist das Schiff „auf Station“, wie wir sagen. Es hält seine Position an einer vorher bestimmten Lokation, so dass wir Gesteinsproben nehmen können.

Impressionen der Forschung an Bord (Bildergalerie)

Dazu setzen wir bevorzugt das „Vulkanitstoßrohr“ ein. Hört sich kompliziert an, ist aber ein relativ simples Gerät: Sieben mit Vaseline gefüllte Titannäpfchen, die an der Unterseite eines 1,5 Tonnen-Gewichtsatzes verschraubt sind (s. Bildergalerie). Dabei handelt es sich um eine einfache und recht sichere Methode zur Probenentnahme: die Näpfchen werden in den Boden gerammt und Gesteinsproben (bei Unterwasserlaven sind das meist Glasstücke, s. Bildergalerie) bleiben an der Vaseline haften. Die Methode hat zwei entscheidende Vorteile – wir kennen die Probenahmeposition sehr genau (sie ist direkt am GPS-Position des Schiffes) und die Probenahme erfolgt umweltschonend. Mittlerweile haben wir 31 solcher Stationen „gefahren“; an 29 haben wir erfolgreich Proben an Deck geholt.

Prof. Colin Devey ist Meeresvulkanologe und Geochemiker. Am Geomar-Forschungszentrum in Kiel leitet er die Abteilung „Magmatische und Hydrothermale Systeme“. Sein Traum ist es, die Erforschung des Meeresbodens so einfach zu machen wie die Erforschung der Landflächen. Dafür entwickeln er und sein Team seit Jahren Roboter, die wie Hände und Augen in der Tiefsee funktionieren. Der gebürtige Engländer wohnt seit 1988 in Norddeutschland, hauptsächlich in Kiel.

Nachmittags: Das ferngesteuerte Fahrzeug („Remotely Operated Vehicle“, also das „ROV“ ) mit dem Namen „PHOCA“ taucht zum Meeresboden und unternimmt dreidimensionale Fotokartierungen mit dem 180 Grad-Weitwinkelobjektiv (s. Bildergalerie). Die Aufnahmen liefern wichtige Erkenntnisse über die Struktur des Meeresbodens: Dabei unterscheiden wir Laven mit glatter Oberfläche, die mit großer Geschwindigkeit als sogenannte Flutlaven ausgeflossen sind von jenen, die langsamer und aus punktförmigen Schloten stammen. Letztere bilden Lavaröhren und -kissen am Meeresboden.

An den untermeerischen Vulkanen stoßen wir oft auf sogenannte hydrothermale Ablagerungen. Sie entstehen, wenn Meerwasser durch Risse und Klüfte im Ozeanboden zirkuliert, dabei aufgeheizt wird und Metalle löst. Wenn das heiße Wasser wieder am Meeresboden austritt, trifft es auf kaltes Meerwasser. Der „Kälteschock“ führt dazu, dass die gelösten Metalle ausgefällt und am Meeresboden abgelagert werden. Wenn das Wasser nur leicht erwärmt wurde, ist der Metallgehalt sehr gering – das scheint vor allem Anemonen anzuziehen, wie man sieht.

Ach ja: An Bord herrscht übrigens 24-Stunden-Betrieb. D. h., wir arbeiten auch nachts. Dann kartieren wir den Meeresboden mit den schiffseigenen Echoloten. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag!

Hier geht's zum ersten Expeditionsblog von Bord der Poseidon

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