Mensch und Technik – ein gutes Team

Ein Expertenbeitrag von Dr. Sascha Wischniewski, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)Neue Technologien in der Arbeitswelt wie beispielsweise Leichtbauroboter ermöglichen heute eine deutliche engere und damit unmittelbare Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technik zur Erledigung physischer Aufgaben. Ebenso entstehen durch die zunehmende Digitalisierung, den Einsatz künstlicher Intelligenz und die Sammlung und Auswertung großer Datenmengen neue Formen der Arbeitsassistenz auch bei wissensintensiven Tätigkeiten. Es stellt sich die Frage, wie eine menschengerechte und damit auch gute Zusammenarbeit zu gestalten ist. Wesentliche Anhaltspunkte können hier die sieben, auch in der internationalen Normung beschriebenen, grundlegenden Prinzipien der Dialoggestaltung für interaktive Systeme bieten (vgl. auch DIN EN ISO 9241-110):

Dr. Sascha Wischniewski studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Dortmund und promovierte im Jahr 2010 im Themenfeld der Arbeitssystemgestaltung. Seit 2013 ist er als Leiter der Fachgruppe „Human Factors, Ergonomie“ an der BAuA tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Gestaltung menschengerechter Mensch-Technik-Interaktion in der Arbeitswelt mit besonderem Fokus auf innovativen Technologien für physische und kognitive Arbeitsassistenz.

  • Die Aufgabenangemessenheit beschreibt die Systemeigenschaft, dass eine sinnvolle Unterstützung bei der Aufgabenbearbeitung durch das technische System erfolgt, d. h. zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Funktionen – denn dann passt die Technologie zur Aufgabe.
  • Die Selbstbeschreibungsfähigkeit charakterisiert, inwiefern ein technisches System in der Lage ist, seinen aktuellen Zustand zu vermitteln, so dass der interagierende Mensch zu jedem erforderlichen Zeitpunkt den Systemstatus erkennen kann und zudem weiß, was als nächstes zu tun ist oder welche Optionen bestehen.
  • Steuerbarkeit ist die Anforderung, als Mensch in den Prozessablauf eingreifen zu können, dass heißt, der Mensch behält die Kontrolle über die Technologie!
  • Erwartungskonformität bedeutet, das technische System verhält sich entsprechend der Erwartungen des Menschen: Die Funktionen erfolgen planmäßig im Betriebsablauf und das System reagiert wie vom Nutzenden vorgesehen.
  • Die Fehlertoleranz beschreibt die Robustheit technischer Systeme gegenüber Benutzungsfehlern. Fehler sollten automatisch behoben werden beziehungsweise sollten Möglichkeiten vorgesehen sein, diese manuell Korrekturen vornehmen zu können.
  • Durch Individualisierbarkeit erhält der interagierende Mensch die Möglichkeit, das System auf seine Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen.
  • Die Eigenschaft der Lernförderlichkeit beschreibt die Fähigkeit technischer Systeme, Menschen beim Erlernen der Bedienung zu unterstützen. In einem erweiterten Begriffsverständnis bedeutet Lernförderlichkeit auch den Erhalt und Ausbau von Kompetenzen, während einer kontinuierlichen Nutzung technischer Assistenzsysteme.

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Dabei erhalten die Prinzipien der Selbstbeschreibungsfähigkeit, der Steuerbarkeit sowie der Lernförderlichkeit im Kontext neuer Technologien, wie beispielsweise Künstlicher Intelligenz, eine besondere Bedeutung: Zu jedem relevanten Zeitpunkt muss die Transparenz von Systementscheidungen, z. B. bei der Festlegung von abzuarbeitetenden Auftragsfolgen gewährleistet sein, um eine menschengerechte Gestaltung und damit direkt verbunden eine entsprechende Akzeptanz durch den Menschen sicherzustellen. Eine grundsätzliche Entscheidungshoheit soll beim Menschen verbleiben und eine Dequalifizierung durch die ausschließliche Anleitung und Übertragung von nicht-automatisierbaren Resttätigkeiten und damit eine unpassende Zuteilung von Aufgaben zwischen Mensch und Maschine verhindert werden. Dies wird künftig insbesondere bei selbstlernenden physisch oder kognitiv unterstützenden technischen Systemen eine kontinuierliche Herausforderung darstellen. Gelingt dies und erfolgt eine zielgerichtete Berücksichtigung auch der anderen Dialogprinzipien, so ist hierdurch eine wesentliche Grundlage für ein gutes Team aus Mensch und innovativer Technologie aus ergonomischer, d. h. menschengerechter Perspektive geschaffen.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.