Mit Transparenz, selbstbestimmten Arbeiten und anderen Führungskonzepten fit für den digitalen Umbruch?

Die zunehmende Digitalisierung erfordert auch neue Formen der Zusammenarbeit, und zwar nicht nur zwischen Mensch und Maschine, sondern auch innerhalb des Kollegiums und zwischen Beschäftigten und Führungspersonal.

„Agilität“ lautet das Stichwort: projekt- beziehungsweise prozessorientiertes Arbeiten, eine stärkere Kundenorientiertheit, mehr Transparenz und mehr Mitsprache der Beschäftigten. Damit eine solche Organisationsstruktur funktionieren kann, ist nicht zuletzt ein neues Führungskonzept von Bedeutung, wie das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) in München in einem Verbundprojekt erarbeitet hat.

„Lösungen werden nicht mehr länger über einsame Entscheidungen herbeigeführt, sondern sind Ergebnis eines Aushandlungsprozesses im Team und zwischen verschiedenen Rollen, die unterschiedliche Sichtweisen auf das Ganze zusammenführen“, sagte Thomas Lühr vom ISF jüngst auf einer Konferenz zum Thema „Digitalisierung auf dem Prüfstand: Empowerment und Beteiligung in der agilen Arbeitswelt“. Dort stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Einzelheiten ihres Projekts vor, bei dem sie verschiedene Typen von Empowerment, also möglichst selbstbestimmtem Arbeiten, untersucht haben. Ergebnis: Agilität wird oft nur formal umgesetzt, in der Praxis haben Beschäftigte keine Befugnisse, um sich wirklich selbst managen und die Umsetzung ihrer Aufgaben eigenverantwortlich steuern zu können.

Aus diesem Grund geht die Einführung agiler Methoden häufig mit zunehmenden Belastungen für die Beschäftigten einher. „Ohne Empowerment droht Arbeit wie am Fließband“, erklärte Lühr. Neben einem neuen Führungskonzept hängt es den Forschungen zufolge vor allem von einem vertrauensvollen Umgang mit Transparenz innerhalb der Teams, geeigneten organisatorischen Rahmenbedingungen und Qualifizierungsmaßnahmen ab, ob Empowerment gelingt oder nicht. In diesem Sinne äußerte sich auch Wolfgang Fassnacht, Personalchef des Softwarekonzerns SAP: „Die Manager müssen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Vertrauen entgegenbringen, Verantwortung an sie abgeben und sie selbst ihren Weg finden lassen, statt alles von oben vorzugeben“, sagte er.

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Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte, Digitalisierung müsse Freiheit und Chancen für alle Menschen befördern. „Für eine erfolgreiche Bewältigung des digitalen Umbruchs müssen wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen“, betonte auch Andreas Boes, Vorstandsmitglied des ISF und Leiter des Forschungsprojekts „Empowerment in der digitalen Arbeitswelt“ (EdA), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Beteiligt sind neben dem ISF unter anderem die Universität Kassel und die IG Metall.

16.04.2018