Vor allem KMU sollen profitieren

Deutschland hat nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung erheblichen Nachholbedarf bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Demnach belegte die Bundesrepublik bei einem Vergleich der Digitalisierungsstrategien von 17 EU- und OECD-Ländern den vorletzten Platz.

Polen bildet hinter Deutschland das Schlusslicht des „Digital-Health-Rankings“. Auf den vorderen Plätzen sah die Studie Estland, Kanada, Dänemark, Israel und Spanien. Dort seien die neuen Technologien bereits Alltag in Praxen und Kliniken. Die Gesundheitspolitik in Deutschland müsse entschlossener für den digitalen Wandel handeln, erklärte Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

„Während Deutschland noch Informationen auf Papier austauscht und an den Grundlagen der digitalen Vernetzung arbeitet, gehen andere Länder schon die nächsten Schritte. Medizinerinnen und Mediziner in Israel beispielsweise setzen systematisch künstliche Intelligenz etwa zur Früherkennung von Krebserkrankungen ein“, sagte Mohn. In den Ländern auf den vorderen Plätzen, so heißt es in der Studie, würden Rezepte digital übermittelt und Gesundheitsdaten der Patientinnen und Patienten in elektronischen Akten gespeichert. In Estland und Dänemark beispielsweise können alle Bürgerinnen und Bürger ihre Untersuchungsergebnisse, Medikationspläne oder Impfdaten online einsehen; in Israel und Kanada seien Ferndiagnosen und Fernbehandlungen per Video bereits Alltag in der Gesundheitsversorgung.

Als Bedingung für eine erfolgreiche digitale Transformation im Gesundheitswesen nennt die Studie einen Dreiklang aus effektiver Strategie, politischer Führung und einer politisch verankerten Institution zur Koordination des Digitalisierungsprozesses. Ein nationales Kompetenzzentrums sollte eingerichtet werden, empfiehlt die Stiftung. Es müsse bestehende Institutionen, Interessengruppen, Fachleute, Nutzerinnen und Nutzer einbinden, verantwortlich sein für die Standardisierung digitaler Anwendungen und die Definition von Schnittstellen.

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Ein Blick in die anderen Länder könne helfen: In 15 der 17 untersuchen Staaten, abgesehen von Deutschland und Spanien, gibt es der Studie zufolge bereits „Agenturen für digitale Gesundheit“, die zum Beispiel für die Definition von technischen Standards und Datenformaten für die Elektronische Patientenakte verantwortlich sind.

Für die Studie ließ die Bertelsmann Stiftung einen Digitalisierungs-Index erstellen, für den Expertinen und Experten aus den 17 Ländern jeweils zu rund 150 Kriterien Einschätzungen abgaben. Zudem wurden fünf für Deutschland besonders interessante Gesundheitssysteme im Einzelnen analysiert. „So verschieden die Systeme auch sind, jetzt können wir Erfolgsfaktoren erkennen, von denen Deutschland lernen kann", sagte Thomas Kostera, Studienleiter der Stiftung in Gütersloh.

04.12.2018