Neue Arbeitszeitmodelle fordern kleine und mittlere Betriebe

Flexible und innovative Arbeitszeitgestaltung steigert den Unternehmenserfolg. Auch kleine und mittelgroße Unternehmen sind immer stärker gefordert, Arbeitszeiten zu flexibilisieren und neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben.

Bisher stehen den Beschäftigten dieser Betriebe jedoch im Allgemeinen weniger Arbeitszeitkonten oder Gleitzeitmodelle zur Verfügung als denen größerer Unternehmen. Das zeigt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Berlin. Die Gründe dafür lägen unter anderem auf organisatorischer und rechtlicher Ebene; sie hingen zudem mit der Unternehmens- und Führungskultur zusammen, die sich oft stark von der in größeren Firmen unterscheide.

Die Voraussetzungen für flexible Arbeitszeitmodelle in kleinen und mittelständischen Betrieben seien eigentlich gut, heißt es in der Studie „(Arbeits)ZEIT zu gestalten“, die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt wurde: Die Entscheidungswege dort seien kürzer, die Reaktionsmöglichkeiten schneller und die Strukturen flexibler. Zudem gestalte sich die Zusammenarbeit zwischen Angestellten und Vorgesetzten oft direkter, persönlicher und verlässlicher als in Großbetrieben.

Hürden sehen die Autorinnen und Autoren vor allem auf der organisatorischen und rechtlichen Ebene. Organisatorisch betrachtet, behinderten unter anderem Unwissen über Gesetze und unterschiedliche Arbeitszeitmodelle die Einführung flexibler Arbeitszeiten; zudem gebe es die Befürchtung, diese sei mit finanziellem Aufwand verbunden. Auch die Unternehmenskulturen vieler KMU stünden einer „neuen Arbeits(zeit)kultur“ entgegen. Rechtlich wiederum fehle es für kleine und mittlere Betriebe an zusätzlichen Ausnahmeregeln vom Arbeitszeitgesetz. Zudem gibt es der Studie zufolge keine bedarfsgerechten Modelle und Einführungsprozesse in Bezug auf mobiles Arbeiten in solchen Firmen. Deshalb sprechen sich die Autorinnen und Autoren für weitere Forschungsprojekte aus.

In einem ersten Schritt wurden mittlerweile sechs Konzepte zur Zukunft der Arbeit in Klein- und Mittelbetrieben erstellt, die bis 2025 umgesetzt werden sollen. Dazu gehört eine effizientere Nutzung personeller Ressourcen und eine bessere Vernetzung. So könnten sich Firmen – abhängig von Region und Branche – zum Beispiel Beschäftigte mit ähnlichen Kompetenzen oder Infrastruktur wie Werkshallen teilen. Erarbeitet wurden die Vorschläge von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Stiftung und Gewerkschaft.

Als kleine und mittlere Unternehmen gelten solche mit einer Belegschaft unter 250 Personen und entweder einem Umsatz unter 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme unter 43 Millionen Euro.


30.01.2018