Studie erforscht Möglichkeiten der Selbstkontrolle nach Feierabend

Reicht der Jahresurlaub wirklich aus, um die Arbeitsbelastung abzubauen? Oder brauchen Berufstätige zudem eine schnelle Erholung zwischen zwei anstrengenden Arbeitstagen?

Bewusstes Abschalten zuhause fördert die Regeneration. Selbstkontrolle kann verhindern, dass der Arbeitstag die Freizeit beeinflusst. Das zeigt eine Tagebuch-Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo).

Ablenkungen im Großraumbüro ausblenden, ungeliebte Projekt-Aufgaben angehen und im Kundenkontakt stets freundlich sein: Solche Anforderungen bestimmen den heutigen Büroalltag. Ein anstrengender Arbeitstag kann bereits am selben Tag zu Erschöpfung führen. Laut einer Eurofond-Erhebung geben 68 Prozent der Angestellten in der EU an, von Anfragen Dritter wie etwa Kunden abhängig zu sein. 31 Prozent müssen ihre wahren Emotionen bei der Arbeit zugunsten zielorientierten Verhaltens unterdrücken. Das strengt an und beeinflusst mitunter das Empfinden nach Feierabend. Auf Dauer kann dieser Zustand sogar die psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

IfADo-Arbeitspsychologinnen und Arbeitspsychologen haben untersucht, ob und wie sich bestimmte Anforderungen noch am selben Tag negativ auf das Wohlbefinden von Berufstätigen auswirken. Insbesondere haben sie sich mit der Frage beschäftigt, ob eine kurzfristig anberaumte Erholung davor schützen kann. Die Forschenden führten eine Online-Befragung mit insgesamt 86 berufstätigen Probandinnen und Probanden durch. An zehn aufeinanderfolgenden Arbeitstagen beantworteten diese zweimal pro Tag einen Fragebogen. Am Nachmittag wurde die zuvor erlebte Arbeitsbelastung abgefragt. Am Abend bewerteten die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer ihr Wohlbefinden. Zudem gaben sie an, wie gut ihnen an diesem Abend das Abschalten von der Arbeit gelang.

Die Studie, die jüngst im Fachmagazin ‚Applied Psychology‘ publiziert worden ist, beschreibt die direkten Auswirkungen der Arbeit auf die Freizeit. „Man bringt die Last quasi mit nach Hause“, erklärt IfADo-Studienautorin Lilian Gombert. „Zuhause angekommen fühlt man sich erschöpft und antriebslos, Verabredungen werden abgesagt, die Laune sinkt.“ Dabei können gerade Freizeitaktivitäten dem Stress entgegenwirken. „Wenn man am Feierabend einem Hobby nachgeht, Sport treibt oder Freunde trifft, rückt das bei der Arbeit Erlebte in den Hintergrund. Das schafft nach einem anstrengenden Arbeitstag die benötigten Freiräume für Erholung“, so Gombert weiter.

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Nach Tagen mit hoher Belastung sollten sich Berufstätige somit nicht zu Hause verkriechen. Wer aktiv wird, der schaltet auch bewusst von der Arbeit ab. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können ihre Belegschaft dabei gezielt unterstützen. Zum Beispiel durch gemeinsam vereinbarte Regeln. Zuallererst stehen dabei wohl der Umgang mit beruflichen E-Mails und Anrufen auf dem Smartphone nach Feierabend im Fokus.
 

04.01.2019