Forum diskutiert über Landwirtschaft 4.0

Kirschen signalisieren ihre Erntereife per SMS. Obstbäume stellen den Wasserhahn an, um ihren individuellen „Durst“ zu stillen. Sensoren und Drohnen liefern Daten von den Feldern für präzisen Pflanzenschutz.

Landwirtschaft 4.0 bedeutet anders zu produzieren. Digitale Technik und Big Data werden in Zukunft auf dem Acker und im Stall die Arbeitsabläufe beeinflussen. Im Jahr 2050 werden schätzungsweise über 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die globale Herausforderung liegt in einer Lösung der Ernährungsfrage bei knapper werdenden natürlichen Ressourcen. Diese müssen weltweit smart und nachhaltig genutzt werden. Ein Schlüssel liegt hier in den Chancen durch die Digitalisierung.

Gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat der Leibniz-Forschungsverbund „Nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Ernährung“ Expertinnen und Experten eingeladen. Diese diskutierten Mitte Januar im Rahmen des „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA) aktuelle Entwicklungen und Handlungsbedarfe einer zukunftsfähigen Lebensmittelproduktion.

Das Thema der Veranstaltung, die zum vierten Mal in Folge stattfand, lautete in diesem Jahr: „Digitale Technologien für Lebensmittel-Wertschöpfungsketten: Potentiale und Hemmnisse“. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen Fragen zum effektiven Einsatz von digitalen Technologien zur Umsetzung und Verbesserung von Nachhaltigkeit und Transparenz in der Wertschöpfungskette „from farm to fork“. Im Zuge der Gespräche wurden auch die dafür notwendigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen debattiert. Professor Dr. Reiner Brunsch, Sprecher des Veranstalters Leibniz-Forschungsverbund, betonte, dass trotz der „momentanen Euphorie über die vielfältigsten Potentiale der Digitalisierung nicht vernachlässigt werden darf, dass „wichtige Fragen bislang nicht beantwortet“ sind. Die „Wissenschaft als neutraler Akteur“ sollte eine zentrale Rolle bei der Abschätzung von momentanen und zukünftigen Potentialen und Risiken spielen.

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Die Technik müsse sich vor allem an den Gegebenheiten der Lebensmittel-Wertschöpfungskette ausrichten. Darauf verwies Professorin Dr. Cornelia Weltzien vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB). Die Bedienung müsse intuitiv gestaltet sein. Akuten Handlungsbedarf sieht Weltzien auch darin, eine flächendeckende Internetversorgung auf der Fläche und im Stall sicherzustellen und die Lücken zwischen Datengewinnung und Wissensmanagement zu schließen. Weitere Referenten verwiesen auf Aspekte wie Open-Source-Modelle und Datensicherheit.

Das diesjährige Forum verdeutlichte die Potentiale der Digitalisierung in Lebensmittel-Wertschöpfungsketten. Laut Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) müsse es aber ein Kernanliegen sein, Lösungen zu finden, „wie digitale Technologien in der Landwirtschaft und darüber hinaus dazu beitragen werden, Treibhausgas-Emissionen zu mindern, Ressourcen effizienter zu nutzen sowie die Umsetzung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zu realisieren“.

24.01.2019