Die mobile Fabrik CassaMobile ermöglicht Kundennähe

Produzieren in der Nähe der Kundschaft: Das spart Zeit und Lieferwege. Ein EU-Forschungsverbund hat deshalb die "Fabrik zum Mitnehmen" entwickelt, die mit einem Lkw überall dort hingebracht werden kann, wo sie benötigt wird.

Ihr Kernstück ist ein spezieller 3D-Drucker. Eingesetzt werden kann die in einem Container untergebrachte Fertigungsstätte in den unterschiedlichsten Bereichen, bei der Produktion von Autoersatzteilen etwa oder in der Medizintechnik.

Am Beispiel von Knochenbohrschablonen für die Chirurgie erklärt bedeutet das: „Über die mobile Fabrik lässt sich die Lieferzeit von bis zu einer Woche auf zwei Tage verkürzen.“ So beschreibt Raphael Adamietz vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart den Vorteil für die zu behandelnden Personen. Auch die produzierenden Unternehmen profitieren: Sie müssen die notwendige Ausrüstung nur einmal anschaffen und können sie jeweils dort einsetzen, wo sie gebraucht wird; so sparen sie Geld und schonen die Umwelt. Vor Ort kann es dann direkt losgehen. Der Container wird voll ausgestattet zu seinem Bestimmungsort transportiert, dort braucht er nur noch Strom, Wasser und Druckluft.

Am IPA, das die Federführung bei dem EU-Projekt „CassaMobile“ innehatte, wurde auch der 3D-Drucker entwickelt. „Für den Druck kombinieren wir zwei Materialien: Für das Bauteil selbst verwenden wir üblicherweise Polyamid. Die Stellen, an denen wir später kein Material haben wollen, füllen wir zunächst mit einem Supportmaterial, das wir anschließend in einem Lösungsmittel auflösen“, erklärt Adamietz. Eine Kamera überwacht den gesamten Druckvorgang und hilft, Fehler sofort zu korrigieren.

Auch interessant

Smart Factory auch zum kleinen Preis umsetzbar

Wie sieht die Produktion der Zukunft aus?

Zum Artikel

Ist eine Oberfläche einmal nicht ideal, kann sie über ein Fräsmodul nachbearbeitet werden. Sind wie etwa in der Medizintechnik keimfreie Produkte erforderlich, werden sie nass gereinigt, mit Wasserdampf sterilisiert und steril verpackt. Damit die Luft im Container rein ist und bleibt, wird sie ständig umgewälzt und durch Luftfiltereinheiten gedrückt, die Verunreinigungen herausfischen. Ein zentraler Rechner verbindet alle Komponenten und steuert das gesamte Produktionssystem.

Der modulare Aufbau der Container-Fabrik ermöglicht größte Flexibilität: So ist es beispielsweise vorstellbar, sie in Katastrophengebieten einzusetzen, wo sie Bauteile produzieren könnte, die das Technische Hilfswerk dringend benötigt. Denkbar sind auch Produktionen in Regionen, in denen es sehr aufwendig wäre, eine Fabrik aufzubauen, da es an passenden Gebäuden und der nötigen Infrastruktur fehlt.

Idee und Konzept für „CassaMobile“ wurden am IPA entwickelt, beteiligt waren zudem rund ein Dutzend weitere Unternehmen und Institute aus sechs europäischen Ländern.

10.07.2018