Teilautomatisieren und dabei Arbeitsplätze retten?

Kleine und mittelständische Unternehmen setzen bei der Montage meist nach wie vor auf Handarbeit: Nur zwölf Prozent aller Industrieroboter sind dort im Gebrauch. Dabei könnte ihr Einsatz in Deutschland sogar Arbeitsplätze retten – denn viele mittelständische Betriebe lagern diese aus Wettbewerbsgründen mittlerweile in Billiglohnländer wie China, Indien oder Vietnam aus. Eine Teilautomatisierung sei zu teuer und zu aufwendig, hieß es bisher. Das EU-Projekt LIAA hat sich deshalb speziell der Bedürfnisse des Mittelstands angenommen und Maßnahmen für den kostengünstigen und einfachen Einsatz von Roboterassistenten entwickelt.

Die Planungszeit für die Schaffung von Mensch-Roboter-Kooperationen (MRK) zu verkürzen ist eine davon. Bisher erstreckte sie sich oft über Monate. Die Forscherinnen und Forscher schufen deshalb eine spezielle Software, die die Planung systematisiert, indem sie die entstehenden Roboterzellen in einem Computermodell simuliert. Eine ebenfalls neu entwickelte Software kann dabei helfen, unnötige Kosten zu vermeiden, wenn es zum Beispiel um die Beachtung der geltenden Sicherheitsregeln geht: Sie klopft das Computermodell einer geplanten Roboterzelle auf mögliche Gefahren ab, listet sie in einer Tabelle auf und nennt geeignete Sicherheitsmaßnahmen.

Auch das Problem, dass bisher gute Kenntnisse in Robotik und spezieller Programmiersprachen notwendig waren, um dem Roboter neue Aufgaben zu übertragen, löste das Forschungsteam des vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) koordinierten. Neue Software liefert fertige Programmbausteine, die sogar ungeschultes Personal dank einer grafischen Bedienoberfläche schnell und einfach zu komplexen Roboterapplikationen zusammenfügen kann. Für mehr Flexibilität sorgen soll wiederum eine mobile Roboterzelle, die mit austauschbaren Werkzeugen und Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet ist. Sie lässt sich an so gut wie jeden Montagearbeitsplatz anpassen.

„Die Ergebnisse des Forschungsprojekts LIAA münden also in schnell und kostengünstig zu installierende, universell einsetzbare MRK-Arbeitsplätze, an denen Fachleute und ungeschultes Personal gleichermaßen arbeiten können“, sagt Martin Naumann vom Fraunhofer IPA. Produktionsverlagerungen nach Fernost werden damit unattraktiver. Das Projekt LIAA – Lean Intelligent Assembly Automation – lief über vier Jahre und wurde von der EU mit 7,6 Millionen Euro unterstützt. Beteiligt waren neben mehreren Partnern aus Deutschland Forschungseinrichtungen aus Dänemark, Griechenland, Schweden, Finnland und der Slowakei.

20.03.2018