Digitalisierung eröffnet neue Wachstumspotentiale

Die chemisch-pharmazeutische Industrie zählt zu den Schlüsselbranchen in Deutschland. Längst ist die Digitalisierung hier ein fester Bestandteil. Es gibt allerdings noch Potenzial für weitere digitale Innovationen.

Nachholbedarf besteht vor allem in den Bereichen Aus- und Weiterbildung sowie Datensicherheit. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Innovationsindikatoren Chemie 2018“. Für die Untersuchung mit dem Fokus auf der Digitalisierung arbeitete das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit dem Center für Wirtschaftspolitische Studien (CWS) der Leibniz Universität Hannover zusammen.

Mehr als 80 Prozent der deutschen Chemie-Unternehmen setzen digitale Anwendungen im Produktions- und Vertriebsprozess ein. Zwar arbeitet die Branche bereits hoch effizient in der Fertigungstechnik, die Studie zeigt aber weitere Möglichkeiten für Produktionsprozesse sowie für die Forschung und Entwicklung (FuE) auf. Der Ausbau der Digitalisierung verspricht zusätzliche Produktivitätsgewinne. Längst nicht alle Betriebe haben ihre Produktionsketten von Anfang bis Ende digitalisiert. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe können mit Hilfe eines digitalen Anlagenmanagements und modularer Anlagen noch flexibler produzieren. Zudem versprechen digitale Technologien neue Ansätze in der Forschung und Entwicklung. Auf der Basis von Big Data oder künstlicher Intelligenz lassen sich Simulationen beim Einsatz neuer Chemikalien oder eine nachhaltigere Herstellung von Chemikalien praktisch schneller umsetzen.

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Mit der Digitalisierung rückt auch die Kundin oder der Kunde stärker ins Zentrum von Produktions- und Innovationsprozessen. Die Zukunft gehört digitalen Vertriebsplattformen und neuen Produkten. Am Beispiel "HomeControl" zeigt die Studie, welche Art chemischer Produktangebote sich entwickeln können. Der Schutz vor Stechmücken stellt in tropischen und subtropischen Regionen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Hier setzt "HomeControl" an. Das System besteht aus einem Insektenschutz-Zerstäuber an einer Steckdose. Per App wird das Mittel über eine elektrisch erwärmte Kanüle versprüht. Unter Berücksichtigung von Umgebungsdaten berechnet das Gerät die notwendige Dosis, um Moskitos zuverlässig fernzuhalten. Der Zerstäuber erweist sich zudem als lernfähig und versucht so sparsam und effektiv wie möglich zu dosieren.

Das Wissen über die eigenen Kundinnen und Kunden wird somit auch in der Chemieindustrie zur zentralen Ressource. Um das Potenzial der Digitalisierung in der Chemieindustrie gänzlich ausschöpfen zu können, muss aber weiter an den Rahmenbedingungen gearbeitet werden. Der Studie zufolge liegt die größte Herausforderung im Bereich der Datensicherheit. Hier gilt es, die Betriebsgeheimnisse vor Hack-Angriffen und Industriespionage zu schützen. Auf Kundenseite muss Vertraulichkeit gewährleistet werden. Zudem ist ein besseres Breitbandnetz bis in den ländlichen Raum erforderlich und die Mitarbeitenden müssen durch gezielte Aus- und Weiterbildung auf den neusten Stand der Digitalisierung gebracht werden.

08.11.2018