Technologie als Stressor in der Arbeitswelt der Zukunft

Digitaler Stress breitet sich in Deutschland aus. Die am Arbeitsplatz voranschreitende Digitalisierung verfolgt viele Arbeitnehmende bis nach Hause. Erstaunlicherweise zeigen sich 25- bis 34-Jährige digital gestresster als andere Altersgruppen.

Die Studie zum Thema „Digitaler Stress in Deutschland“ hält noch andere Überraschungen bereit. Die Antworten von 2.640 Befragten bilden die Grundlage für die Arbeit des Autorenteams der Universität Augsburg um Professor Dr. Henner Gimpel. Gemeinsam mit der Fraunhofer Projektgruppe Wirtschaftsinformatik wurden in einer Studie die Belastungs- und Beanspruchungsprofile am Arbeitsplatz 4.0 untersucht.

„Digitaler Stress" bezeichnet das Stresserleben, das aus dem Unvermögen eines Individuums resultiert, mit neuer Technologie in einer gesunden Art umzugehen. Laut Studie herrsche vor allem ein Ungleichgewicht zwischen den Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien und den Anforderungen, die diese an die Arbeitnehmende stellen. Umso überraschender sei das Ergebnis, dass digitaler Stress vor allem den 25- bis 34-Jährigen zu schaffen mache. Unerwartet sei auch die Erkenntnis, dass Frauen, die an digitalisierten Arbeitsplätzen arbeiten, sich kompetenter fühlen als Männer. Zugleich geben sie aber an, mehr unter digitalem Stress zu leiden als Männer.

Geschlechterübergreifend wird die Verunsicherung im Umgang mit digitalen Technologien als der größte Stressor wahrgenommen. Daneben spielen die Unzuverlässigkeit der Technologien und die Überflutung mit digitalen Technologien in allen Lebensbereichen eine bedeutende Rolle.

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Das Phänomen erstreckt sich über alle Regionen, Branchen, Tätigkeitsarten und individuelle demographische Faktoren. Steigt das Stresslevel, nimmt die Anfälligkeit für Kopfschmerzen, nächtliche Schlafstörungen, allgemeine Müdigkeit sowie körperliche und emotionale Erschöpfung zu.

Die vorliegende Studie analysiert die Entstehung und Auswirkungen von digitalem Stress. Im nächsten Schritt sollen hieraus Maßnahmen abgeleitet werden. „Die Erkenntnisse, die wir gewinnen konnten, legen Maßnahmen nahe, die in erster Linie darauf abzielen, Fehlbeanspruchungen durch digitalen Stress zu vermeiden", resümiert Gimpel. „Darunter fallen in erster Linie verhaltenspräventive Maßnahmen wie die Vermittlung beziehungsweise der Erwerb von Kompetenzen sowohl im Umgang mit digitalen Technologien als auch in der Bewältigung von digitalem Stress.“ Der digitale Arbeitsplatz müsse sich zudem am menschlichen Maß orientieren und individualisierbar sein. Außerdem gelte es, Support bereit- und sicherzustellen. Und nicht zuletzt müsse beim Design digitaler Technologien höchster Wert auf deren Verlässlichkeit gelegt werden.

22.11.2018