Wie lässt sich KI für die Produktion nutzen?

Gibt es in der Industrie einen Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI)? Und führt dieser zu überzogenen Erwartungen, wie schnell und breit KI in der Produktion eingesetzt werden kann?

„Künstliche Intelligenz birgt enorme Chancen, auch für die Produktionstechnik“, erklärt Professor Berend Denkena, Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP). „Wir können und wollen als Forschungsgemeinschaft diesen Megatrend vorantreiben und werden zügig die für die Produktionstechnik bedeutenden Fragen ausarbeiten, um die neue Technologie künftig auch in der Produktion vermehrt nutzen zu können", berichtet Denkena, der zugleich das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover leitet.

Hier kann die WGP auf Vorarbeiten zurückgreifen, wie zum Beispiel das Standpunktpapier „Industriearbeitsplatz 2025". Ein Forschungsteam der Gesellschaft hat ein Modell entwickelt, um den Handlungsbedarf in der Industrie konkret zu bestimmen. Dieses Analyse-Werkzeug misst den Automatisierungsgrad in der Industrie und bietet einen Bestimmungsschlüssel für die Gestaltung smarter Arbeitsplätze. Es beschreibt die unterschiedlichen Automatisierungsstufen bis hin zur Vollautomatisierung. Unternehmen dient das Modell dazu, den Automatisierungsgrad ihrer unterschiedlichen Produktionsprozesse bestimmen und hieraus den Handlungsbedarf ableiten zu können.

Untersuchungen belegen, dass hohe Wertschöpfungspotenziale der KI für das produzierende Gewerbe zu erwarten sind. Laut der im Juli 2018 erschienenen Studie PAiCE wird das KI-induzierte zusätzliche Wachstum im produzierenden Gewerbe von 2019 bis 2023 bei 31,8 Milliarden Euro liegen. Hier bieten sich KI-Anwendungen wie die Überwachung und Wartung von Produktionsanlagen, optimiertes Ressourcen- und Wissensmanagement sowie Qualitätskontrolle an. Und nicht zuletzt werden sich auch Robotik und intelligente Assistenzsysteme durchsetzen.

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Ein KI-System wisse aber nicht, was die Industrie produzieren will. Von daher müssen die für die Produktion notwendigen Fragen an KI-Systeme definiert und formuliert werden. „Als WGP verfügen wir mit unseren rund 40 Forschungsinstituten über ein einmaliges Domainwissen der Produktion“, betont Professor Jörg Krüger, der in Berlin am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) und am Fraunhofer IPK zwei leitende Positionen in der Forschung innehat und jetzt ein grundlegendes Standpunktpapier initiiert hat. Es ist als Weckruf an Unternehmen gedacht, sich mit Fragen der KI praktisch auseinanderzusetzen. Das Papier soll bis zum Frühsommer 2019 fertiggestellt sein und als Grundlage dienen. Die bereits existierenden Erfahrungen werden strategisch so weiterentwickelt, dass die bislang nur punktuell genutzten neuen Wertschöpfungspotentiale durch KI in der Produktion auch systematisch gehoben werden können“, kündigt Krüger an. Man wolle dadurch „klare Wettbewerbsvorteile für die gesamte deutsche Industrie" schaffen.

15.11.2018