Spielend zum neuen Job

Das klassische Vorstellungsgespräch verliert an Bedeutung. Jedes dritte Unternehmen wird in naher Zukunft die Profile von Bewerberinnen und Bewerbern auf Online-Plattformen analysieren.

Jedes vierte wird digitale Auswahltests einsetzen. Zugleich wollen die Unternehmen stärker in Weiterbildung investieren. Das besagen einige der Ergebnisse und Hochrechnungen aus der Studie „Wie Future Skills die Personalarbeit verändern“. Verfasst wurde sie von der Unternehmensberatung McKinsey und vom Stifterverband.

Der Untersuchung zufolge wird es einen enormen Anstieg von 82 Prozent vor allem bei Online-Planspielen und digitalen Auswahltests geben. Rund 280.000 Akademikerinnen und Akademiker würden 2023 mit Unterstützung von Online-Tools eingestellt. Bereits heute nutze jedes siebte der rund 600 befragten Unternehmen Online-Tools, um Fachkräfte zu finden. Noch spiele auch das persönliche Vorstellungsgespräch eine wichtige Rolle, doch werde es an Bedeutung verlieren: Steht es derzeit noch bei 71 Prozent der Firmen im Zentrum eines Bewerbungsprozesses, gaben nur 61 Prozent an, dass dies bei ihnen auch in fünf Jahren noch so sein werde. Bei den Großunternehmen will sogar jedes zweite im Jahr 2023 Bewerbungsgespräche bevorzugt online führen.

Hintergrund ist der große Bedarf an Tech-Spezialisten, den McKinsey und Stifterverband in den kommenden fünf Jahren auf rund 700.000 Personen beziffern. „Der Bedarf an Mitarbeitenden mit spezifischer Expertise nimmt immer mehr zu. Deshalb ist es für Personalabteilungen sehr sinnvoll, zur Unterstützung automatisierte Auswahlverfahren einzusetzen“, erläutert McKinsey-Seniorpartner Jürgen Schröder und verweist auf sogenannte Job-Matching-Plattformen. „Hier werden die Daten von sich bewerbenden Personen mit veröffentlichten Stellenausschreibungen verglichen. So können Kandidatinnen und Kandidaten zielgerichteter mit dem passenden Unternehmen zusammengebracht werden.“

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Neben Personalrekrutierung wollen sich die Unternehmen auch stärker bei der Weiterbildung der Beschäftigten engagieren: Statt wie heute im Durchschnitt 3,7 Tage jährlich wollen sie in fünf Jahren 5 Tage für entsprechende Maßnahmen zur Verfügung stellen.

Im Mittelpunkt sollen auch hier sogenannte Future Skills stehen wie das Analysieren großer Datenmengen, agiles und kollaboratives Arbeiten. Bereits heute werden 60 Prozent des Weiterbildungsbudgets für solche Future-Skills-Maßnahmen eingesetzt. „Weiterbildung wird ein wesentlicher Bestandteil von Arbeitsverträgen sein und das Arbeitsleben ständig begleiten“, erwartet der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker Meyer-Guckel.

06.11.2018