Wie läuft der Übergang von Erwerbsarbeit in die Altersrente?

Endlich im Ruhestand? Damit begnügt sich nicht jeder Deutsche, der Rente bezieht. Die Motive können dabei durchaus unterschiedlich sein.

Mehr als ein Viertel aller Rentnerinnen und Rentner gehen in den ersten drei Jahren nach Übergang in die Altersrente einer Arbeit nach. Bei den Frauen beträgt der Anteil 31 Prozent, bei den Männern 28 Prozent. Wie aus einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht, spielt dabei nicht für jeden erwerbstätigen Senior Geld die entscheidende Rolle. Rund 90 Prozent der Befragten haben vor allem Spaß bei der Arbeit, pflegen Kontakte oder wünschen sich weiterhin eine Aufgabe. Das reicht ihnen als Grund für eine Erwerbstätigkeit aus. Die Studie beruht auf den Angaben von rund 1.000 Personen im Alter von 58 bis 69 Jahren.

Wer bis zum Renteneintritt beschäftigt war, der arbeitet mit höherer Wahrscheinlichkeit auch danach noch weiter. Bei den bis zuletzt erwerbstätigen Frauen liegt diese Wahrscheinlichkeit fast doppelt so hoch wie bei den vormals nicht erwerbstätigen Frauen. Bei Männern stellt sich der Unterschied nicht so drastisch dar. Deutlich ist auch ein sozialer Unterschied erkennbar. Wer höhere Rentenbezüge erhält, geht vergleichsweise häufiger einer Arbeit nach. Nur 29 Prozent der befragten Rentnerinnen und 26 Prozent der befragten Rentner mit einem Einkommen unter 1.000 Euro gaben an, erwerbstätig zu sein. Deutlich höher liegen die Werte bei Einkommen ab 2.500 Euro und mehr. Hier verdienen 58 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer dazu. Die Umfrage ergab zudem, dass unter den nicht erwerbstätigen Rentenbeziehern 13 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer gerne arbeiten würden.

Insgesamt ergibt sich somit ein differenziertes Bild der Gruppe erwerbstätiger Rentnerinnen und Rentner und Personen mit Erwerbsabsicht im Rentenalter. Während die Mehrheit der Erwerbstätigen mit Rentenbezug gerne arbeitet oder arbeiten möchte, ist ein beträchtlicher Teil auch auf den Hinzuverdienst aus der Erwerbsarbeit angewiesen. Zudem gibt es in beiden Gruppen Personen, die ihren Erwerbswunsch nicht erfüllen können.

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„Politik und Betriebe sollten mit flexiblen Regelungen günstige Rahmenbedingungen schaffen, damit Erwerbswünsche im Rentenalter besser realisiert werden können“, heißt es in der Studie. So könnte beispielsweise in Tarifverträgen generell auf die Festlegung einer automatischen Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Erreichen der Regelaltersgrenze verzichtet werden. In Zukunft gilt es mit vielfältigen Unterstützungsangeboten den unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten verschiedener Rentnergruppen gerecht zu werden. Dadurch können nicht nur die Erwerbswünsche der Seniorinnen und Senioren besser realisiert werden. Gleichzeitig wird das vorhandene Arbeitskräftepotenzial in dieser Altersgruppe optimal ausgeschöpft. Das würde auch einen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten.

18.10.2018