Gründe für Lehrlingsmangel im Handwerk

Bei der Wahl eines Berufes geht es Jugendlichen nicht nur darum, ob die Arbeit interessant ist oder gut bezahlt wird. Eine noch wichtigere Rolle spielt das Ansehen des Berufs in ihrem sozialen Umfeld.

Kann der Job dort nicht punkten, nehmen die Jugendlichen Abstand davon. Auch dann, wenn die Arbeit als solche ihm oder ihr gefallen würde. Das geht aus einer Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Attraktivität von Handwerksberufen hervor.

Vor allem für das Handwerk bedeutet der große Einfluss des sozialen Umfeldes eine Herausforderung. Viele Eltern haben selbst keine Beziehung mehr zum Handwerk. Sie erwarten von ihren Kindern das Abitur und einen Hochschulabschluss. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser spricht sich deshalb dafür aus, in den Schulen nicht nur über Handwerksberufe zu informieren. Die Jugendlichen sollen sich auch stärker mit einer solchen Arbeit identifizieren können. „Eine junge Auszubildende mit höherem Schulabschluss, die sich bewusst für einen männertypischen Handwerksberuf, wie zum Beispiel Klempner oder Metallbauer, entschieden hat, hat eine emotional wesentlich bedeutsamere Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler als eine Broschüre, in der mit klugen Argumenten für eine von Klischees unabhängige Berufswahl geworben wird“, erklärt Esser.

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Außerdem müssten die Eltern angesprochen werden. „Eltern muss die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung noch stärker als bislang vor Augen geführt werden.“ Man könne herausstellen, dass im Handwerk attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit möglich sind - Stichwort „Unternehmertum“. „Darüber hinaus sind auch direkt öffentlichkeitswirksam werdende Maßnahmen erforderlich – beispielsweise die Umwandlung von Studentenwohnheimen in für Auszubildende ebenso offene Bildungswohnheime oder die Schaffung eines überregional gültigen Azubi-Tickets, vergleichbar mit dem Semesterticket für Studierende“, schlägt der BIBB-Präsident vor.

23.10.2018