Studie zeigt: Wertschätzung sinnvoller als Fitnesskurse oder Stressmanagement

Persönliche Ansprache und eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest motivieren Beschäftigte mehr als immer mehr Investitionen in die betriebliche Gesundheitsförderung:

Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie, die ein Forscherteam um Sabine Hammer von der Hochschule Fresenius in Idstein gerade abgeschlossen hat. Dabei ging es um Mitarbeiterzufriedenheit und Krankmeldungen. Ursache für eine hohe Krankenstandsquote, so die Untersuchung, ist vor allem der hohe Effizienzdruck. „Die größte Herausforderung für Betriebe wird unserer Ansicht nach sein, diesen Effizienzdruck so zu kanalisieren, dass die Krankenstände nicht noch weiter steigen beziehungsweise dauerhaft reduziert werden können“, sagte Hammer, die die Studie bei ihrer Antrittsvorlesung an der Hochschule vorstellte.

Häufiger als früher ließen sich heute Beschäftigte im Falle eines sogenannten indifferenten Gesundheitszustands krankschreiben, berichtete sie. Viele hätten das Gefühl, sie leisteten mehr, als sie zurückbekämen. „Die Befragten sind durchaus stolz auf ihre Berufe, trotzdem kämpfen sie mit einer geringen Anerkennung im eigenen Unternehmen und in der Gesellschaft.“ Hammer und ihr Team hatten mit 180 Mitarbeitenden aus Handwerk, Personentransport, Reinigung und Service in sechs Großunternehmen Interviews geführt.

Um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und Krankmeldungen zu minimieren, helfen der Untersuchung zufolge oft Kleinigkeiten: ein persönliche Kontaktperson, der gut erreichbar ist und die Beschäftigten mit Namen kennt, intaktes und neues Arbeitsmaterial, eine moderne Berufskleidung und gepflegte Räumlichkeiten, das Arbeiten in festen und kleinen Teams. „Eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest, dessen Finanzierung aber unbedingt auch der Arbeitgeber alleine trägt, haben ebenfalls eine wesentlich größere Wirkung als die Gesundheitstage in der Kantine“, sagt Hammer.

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2016 hatten Unternehmen und Krankenkassen die Rekordsumme von knapp 6,5 Milliarden Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung ausgegeben, also Maßnahmen wie Gesundheitstage, Fitness- und Entspannungsangebote oder Stressmanagement. Der Studie zufolge honorieren Beschäftigte diese Bemühungen nicht immer. „Die von uns untersuchten Zielgruppen nehmen diese Aktivitäten sehr häufig als unpassend wahr und empfinden sie teilweise auch als Bevormundung oder Einmischung des Arbeitgebers. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn zum Beispiel einem körperlich hart arbeitenden Angestellten Fitnesstrainings als besonderes Angebot angekündigt werden“, erläutert Hammer.

16.10.2018