Ophthalmologie 4.0. BigData in der Augenheilkunde

Die Augenheilkunde behandelt Volkskrankheiten, an denen rund 18 Millionen Deutsche leiden. Die Digitalisierung soll helfen, die Behandlungsqualität zu sichern.

In Deutschland habe die Augenheilkunde (Ophthalmologie) bei der Nutzung von Big Data einen starken Nachholbedarf. Darauf verweist Professorin Nicole Eter. Die Präsidentin der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) betont gleichzeitig die Fortschritte. DOG-Fachleute setzen bereits auf Erkenntnisse durch die Anwendung von Algorithmen, also die Auswertung großer Datenmengen mittels Künstlicher Intelligenz (KI). „Deep Learning hilft, auffällige Merkmale für Krankheitsverläufe zu entdecken“, führt Eter aus. So sei es beispielsweise gelungen, aus Bildern der Netzhaut Allgemeinerkrankungen wie Bluthochdruck herauszulesen. „Indem wir derartige Biomarker identifizieren, verbessern wir Früherkennung und Prävention“, erläutert die Direktorin der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster.

Auch im Bereich Apps für Patienten oder Patientinnen und dem ärztlichen Fachpersonal gebe es Fortschritte. In der Praxis werden bereits eine Sehtest-App und eine App zur Augeninnendruck-Selbstmessung bei Grünem Star angewandt. „Ob Diagnostik per App oder Algorithmus: Das alles sind Systeme, die Menschen im ärztlichen Dienst zwar unterstützen“, erklärt Eter. All diese Hilfsmittel würden aber weder die kritische Auswertung noch eine empathische Beziehung zwischen ärztlichem Personal und Patientinnen und Patienten ersetzen können. Digitale Anwendungen eröffneten Medizinerinnen und Mediziniern vielmehr Freiräume, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf die Zuwendung zur zu behandelnden Personen und eine stärker personalisierte Behandlung.

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Die DOG will den Aufbau eines zentralen Augenregisters vorantreiben, wie es zum Teil in den USA, Großbritannien, Australien und Dänemark schon vorhanden ist. In die bundesweite Datenbank könnten alle Augenärzte, ob ambulant oder klinisch tätig, anonymisierte Informationen zu allen möglichen Fällen und Verläufen eingeben. „So können Forschende beispielsweise analysieren, welche Linsen-Implantate bei Grauer-Star-Operationen besonders zuverlässig sind oder welche Injektionsschemata die Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration begünstigen“, veranschaulicht Eter den Nutzen.

Die DOG hat das Thema „Augenregister“ zu einem Schwerpunkt ihres nächsten Kongresses gemacht. Er steht unter dem Motto „Ophthalmologie 4.0“. Hier diskutieren Expertinnen und Experten über Digitalisierung, Vernetzung, Datenschutz, Telemedizin, Apps zur besseren Behandlung sowie Künstliche Intelligenz. Die Veranstaltung findet vom 27. bis 30. September 2018 in Bonn statt.

06.09.2018