Die Generation Y in der Arbeitswelt von morgen

Ein Expertinnenbeitrag von Dr. Neşe Sevsay-Tegethoff, Roman Herzog Institut (RHI) Der Strukturwandel in der Arbeitswelt hat nicht nur eine technologische Seite. Wie wir in Zukunft leben und arbeiten werden, hängt auch von den Einstellungen junger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Beruf und Freizeit, Familie und Karriere ab. Das Roman Herzog Institut hat sich in eigenen Forschungsschwerpunkten mit der Generation Y und ihren Werten sowie dem Thema Führung beschäftigt. Die Erkenntnisse lassen konkrete Rückschlüsse zu, worauf es in der Personalpolitik von Unternehmen künftig ankommt.

Aufgewachsen in materiellem Wohlstand, suchen die heute 20- bis 35-Jährigen nach Orientierung in einer immer unübersichtlicheren Welt. Sicherheit ist ihnen wichtiger als das Experimentieren mit unkonventionellen Lebensentwürfen. Die Millenials und die ihr nachfolgenden Generationen verfügen über eine hohe digitale Kompetenz. Netzwerke prägen ihre sozialen Beziehungen, ihre Art zu kommunizieren und sich Wissen anzueignen.

Dr. Neşe Sevsay-Tegethoff ist Geschäftsführerin des Roman Herzog Instituts (RHI), einem interdisziplinären Thinktank mit Sitz in München. Zuvor arbeitete und forschte sie am Extraordinariat für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt an der Universität Augsburg.

Von ihrem Beruf erwarten die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in erster Linie Sinn und Freude. Für die Generation Y dreht sich – anders als bei ihren Eltern – nicht mehr alles nur um den Beruf: Junge Menschen streben nach einem ausbalancierten Verhältnis von Freizeit und Arbeit. Sie legen Wert auf einen partizipativen Führungsstil, schätzen Eigenverantwortung und bringen Teamfähigkeit mit.

Die Unternehmen sind gefordert, auf diesen Wertewandel zu reagieren. Angesichts des sich bereits heute abzeichnenden Fachkräftemangels müssen sie sich aktiv um qualifizierten Nachwuchs bemühen und versuchen, junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihre Unternehmens- und Führungskultur an sich zu binden.

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Die Jungen von morgen fordern durchaus Führung ein. Vorgesetzte sollten jedoch partnerschaftlich handeln sowie transparent, offen und wertschätzend auftreten. So schaffen sie die Grundlage für ein gutes Betriebsklima. Dabei stehen sie mehr denn je vor der Herausforderung, als Generationenmanager zu agieren. Basis dafür bildet eine wertorientierte Unternehmenskultur, die ausreichend Raum für die Heterogenität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lässt. Führungskräfte benötigen vor allem Empathie, um ihre Teams erfolgreich zu führen. Sie müssen authentisch sein, motivieren und inspirieren können.

Gleichzeitig zeigen unsere Studien, dass ein Teil der jungen Generation einen realitätsfernen Blick auf den Unternehmensalltag hat. Besonders unter den Höherqualifizierten ist das Anspruchsdenken ausgeprägt. Führungskräfte haben folglich auch die Aufgabe, mit Fingerspitzengefühl zwischen den hohen Erwartungen junger Angestellter und der nüchternen betrieblichen Realität zu vermitteln. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von morgen wie auch für die Führungskräfte gilt: Sie müssen mit Unsicherheiten und Risiken in einem dynamischen digitalen Umfeld umgehen können.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.