Digitale Teamarbeit: Eine neue Freiheit?

Ein Expertenbeitrag von Dr. Regina Osranek und Dr. Tino Baudach, Institut für Technologie und Arbeit e. V. Digitale Medien bieten uns in der Arbeitswelt der Zukunft eine Freiheit, wie wir sie zum Teil schon heute erleben; etwa unabhängig von Ort und Zeit zu arbeiten, spontan und kurzfristig mit unterschiedlichen Kompetenzträgern und Netzwerken auf der ganzen Welt im Austausch zu stehen oder sogar längerfristig mit ihnen – teilweise in Echtzeit – zu kooperieren.

Zahlreiche IT-Plattformen und digitale Dienste der Kollaboration ermöglichen dies schon heute und die gegenwärtige Geschwindigkeit, mit der immer neue Weiterentwicklungen und Innovationen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zur Verfügung stehen, stellt zusätzliche Freiheitsgrade in der Zukunft in Aussicht. Parallel dazu geht das Selbstverständnis der neuen Generation von Arbeitskräften, durch digitale Vernetzung und Teamarbeit stärker für die Arbeitsergebnisse verantwortlich zu sein, Hand in Hand mit der Erwartung, dass dafür geeignete IKT als Arbeitsmittel verfügbar sind bzw. von den Unternehmen bereitgestellt werden. 


Die räumliche und zeitliche Flexibilisierung der Einzel- und Teamarbeit durch IKT birgt sowohl Vor- als auch Nachteile. Als Vorteil ist sicherlich die Einsparung von Dienstreisen und Arbeitswegen zu nennen. Damit sparen sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende Zeit und Kosten ein. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können bei dieser Form des Arbeitens u. U. auch berufliche und private Belange besser in Einklang bringen. Auch das berufliche Pendeln oder die Abwanderung von Arbeitnehmende aus ländlichen Regionen in die Ballungsräume können dadurch verringert werden.

Der promovierte Ökonom und Diplom-Ingenieur Dr. Tino Baudach, ist Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des Instituts für Technologie und Arbeit e.V. Seit 2007 arbeitet er zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITA und beschäftigt sich überwiegend mit unterschiedlichen Umsetzungsfragen der Nachhaltigkeit auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene.
Dr. Regina Osranek ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technologie und Arbeit e.V. und diplomierte Arbeits- und Organisationspsychologin. Sie beschäftigt sich vor dem Hintergrund aktueller und zukünftiger Trends wie Demografie, Wertewandel und Digitalisierung mit den Themenfeldern Personalführung, Personalentwicklung, arbeitswissenschaftliche Gestaltung der Zusammenarbeit von Teams sowie Change Management und Organisationsentwicklung.

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene steigen langfristig die Chancen, dass zum einen Staus und CO2-Emissionen signifikant reduziert werden und dass zum anderen mehr Arbeitszeit für wertschöpfende Tätigkeit eingesetzt wird. Daneben ist potentiellen Nachteilen gegenzusteuern: Bspw. wird die Qualität der IT-unterstützten Kommunikation trotz des hohen Entwicklungsstands häufig als nur mäßig gut beurteilt. Eine schlechte Verbindung (zeitverzögert, störanfällig) führt teilweise dazu, dass der gegenseitige Austausch auf die wesentlichen Inhalte beschränkt bleibt. So findet der für Teambildungsprozesse relevante Austausch von persönlichen und privaten Inhalten in digitalen Kommunikationskanälen im Vergleich zu Präsenztreffen seltener statt bzw. dieser ist eher sachorientierter als sozial-emotionaler Natur. Dadurch können Konflikte im Team häufig sehr viel später erkannt, angesprochen und gelöst werden. Da Vertrauen im Team für eine effiziente und effektive Zusammenarbeit grundsätzlich erforderlich ist, müssen für digitale Teams offenbar andere Kooperationsformen gefunden werden, als sie in Präsenzteams existieren. Ähnliche Herausforderungen bestehen für weitere psychologische Aspekte wie Motivation oder Führung. 


 

 

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Im Projekt „Digitale Pioniere in ländlichen Regionen“ werden Möglichkeiten erprobt, wie heute und in Zukunft digitale Teams sehr gut zusammenarbeiten können. Dabei werden sowohl die technische Realisierung als auch die aus arbeitspsychologischer Sicht zweckmäßige Einsatzweise untersucht. Die Forschungsarbeiten werden durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Technologieprogramms Smart Service Welt II gefördert. Neben dem ITA sind folgende Projektpartner an der Durchführung des Projektes beteiligt: INSIDERS Technologies GmbH (Kaiserslautern, Konsortialführer), Fraunhofer IESE (Experimentelles Software Engineering) (Kaiserslautern), Microsoft Deutschland GmbH (München), AviloX GmbH (Leipzig) und Welance (Berlin).


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.

 

 

Weitere Informationen

Weitere Information sind in Kürze unter www.digitale-teams.de zu finden