Diversity in den Arbeitswelten der Zukunft

Ein Expertinnenbeitrag von Indre Zetzsche und Sonja Stenzel, „Unternehmen Berufsanerkennung – Mit ausländischen Fachkräften gewinnen“ sowie Johanna Elsässer, „Anerkennung in Deutschland“ Wir sind längst mittendrin – im Wandel. Alles verändert sich: Unser Alltag, unser Miteinander, unser Konsumverhalten, unsere Arbeitswelt. Ein wesentlicher Treiber ist – neben der globalen Vernetzung und dem demografischen Wandel – die Digitalisierung. Digitale Technologien durchdringen immer mehr Bereiche unseres Lebens. Neben klassische Industrien sind datenbasierte Netzwerk- und Plattformökonomien getreten und stellen alte Geschäftsmodelle radikal infrage: Das weltweit größte Medienunternehmen besitzt keine eigenen Inhalte (Facebook), das größte Taxiunternehmen keinen eigenen Fuhrpark (Uber) und der größte Wohnraumanbieter keine eigenen Wohnungen (Airbnb). Angesichts dieser Entwicklungen geraten traditionelle Organisationsstrukturen, Führungs- und Arbeitskulturen zunehmend unter Druck. Unternehmen und Betriebe müssen neue Antworten finden. Diversity ist eine davon.

Indre Zetzsche leitet seit 2016 das Projekt „Unternehmen Berufsanerkennung“ bei der DIHK Service GmbH. Zuvor war die studierte Kulturwissenschaftlerin 12 Jahre in der Kommunikationsberatung tätig, u.a. als Geschäftsfeldleiterin “Innovation & Digitales“.
Sonja Stenzel ist seit 2018 Projektreferentin im Projekt „Unternehmen Berufsanerkennung“ bei der DIHK Service GmbH. Die Ökonomin arbeitete davor im Digital Support bei der Allianz Beratungs- und Vertriebs AG. 
Johanna Elsässer ist Projektleiterin bei „Anerkennung in Deutschland“, dem Informationsportal der Bundesregierung zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Die PR-Beraterin engagiert sich auch in ihrer Freizeit für digitale Themen, zum Beispiel für die Frage, was die Digitalisierung für Kinder und Jugendliche bedeutet.

Weichen für die Zukunft – Chancen durch Vielfalt

„Wer von Diversity … spricht, meint zunächst die Mischung der Belegschaft nach sichtbaren sowie unsichtbaren Persönlichkeitsmerkmalen […]. Das Konzept von Diversity geht jedoch weiter. Es geht um die Kompetenz, neue Zielgruppen und Konsumentenbedürfnisse zu antizipieren und bisher nicht ausgeschöpfte Leistungspotenziale von Mitarbeitern zu erschließen. […]“ (Kirsten Sánchez Marín, Leiterin Global Diversity & Inclusion und Corporate Social Progress bei Henkel)

Im Zuge der Digitalisierung verändern sich nicht nur Kommunikations- und Konsumverhalten, sondern auch klassische Rollen und Beziehungen. Aus passiven Konsumentinnen und Konsumenten werden sogenannte „Prosumenten“, die Software-  und Spielzeugsysteme mitentwickeln (zum Beispiel neue Lego-Welten entwerfen oder an Open Source-Programmen mitschreiben) und Anbieter mit einer Negativbewertung ernsthaft schaden können. Unternehmen müssen sich nicht nur auf diesen neuen Kundentypus einstellen, sie müssen sich auch an seinen Erwartungen orientieren. „Nutzerzentrierung“ lautet die Zauberformel für diesen Perspektivwechsel, der umso besser gelingt, je vielfältiger eine Belegschaft ist. Denn sind die Zielgruppen in der eigenen Belegschaft vertreten, ist es sehr viel leichter, deren Bedürfnisse und Gewohnheiten zu verstehen. Das gilt insbesondere auch bei der Erschließung internationaler Märkte. Ausländische Beschäftigte kennen die dortigen Gepflogenheiten, Selbstverständlichkeiten und Erwartungen und können sich im besten Falle fließend in der jeweiligen Landessprache verständigen.

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Allerdings ist Diversity kein Selbstläufer. Sprachbarrieren und kulturelle Missverständnisse sind klassische „Begleiterscheinungen“ in vielfältigen Belegschaften. Damit die Unterschiede zu einem Sprungbrett und nicht zu einem Stolperstein werden, braucht es kluge Diversity-Aktivitäten, wie zum Beispiel: Trainings, Mentoring-Programme, firmeninterne Vernetzungstreffen, Sprach-Tandems und vieles mehr. Das kostet Geld. Doch es lohnt sich. Nicht nur werden Unternehmen so kreativer und innovativer, sie sind auch als Arbeitgeber attraktiver. Denn die Mitarbeitenden fühlen sich wertgeschätzt. So können sie sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren und tragen damit zum Unternehmenserfolg bei.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.