KI verändert die Welt – auch die Arbeit

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser, Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa) Künstliche Intelligenz (KI) steht im Fokus: Daher erscheint es mir kaum überraschend, dass zahlreiche nationale und internationale Vertreter der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft die KI bereits als prägende Universaltechnologie dieses Jahrhunderts einstufen. Bisherige Universaltechnologien, wie zum Beispiel die Dampfmaschine oder der Verbrennungsmotor, erschöpfen ungeahntes Potenzial für Wirtschaft und Kultur und prägen damit massiv unsere Gesellschaft. Bei der Umsetzung von KI-Techniken stehen wir gegenwärtig noch in Kinderschuhen, dennoch spüren wir schon jetzt die alltägliche Schlagkraft und Dynamik der KI-Innovationen.

KI bietet nicht nur allerhand Chancen für innovative Geschäftsmodelle von Unternehmen und Institutionen. Die Arbeitswelt in den Unternehmen erfährt ebenfalls umwälzende Veränderungen. KI-Instrumente oder lernende (Arbeits-)Systeme entwickeln die Arbeitswelt 4.0 zur Arbeitswelt 5.0. Steht die Arbeitswelt 4.0 im Fokus der vernetzten Digitalisierung und der Flexibilisierung von Arbeitsort, -zeit, -organisation sowie Handlungsfreiheit, so wird die Arbeitswelt 5.0 mit intelligenter Assistenz, lernenden Robotern und benutzeroptimierter Informationsbereitstellung bereichert. Für die Beschäftigten bedeutet der Einsatz von KI noch mehr Flexibilität, anspruchsvollere Tätigkeiten, individuell angepasste Informationen sowie Erleichterung bei monotonen Routinetätigkeiten.

Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser ist außerplanmäßiger Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und seit 2008 Direktor und geschäftsführender Vorstand des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. in Düsseldorf.

Da KI-Technologie und Lernende Systeme das Potenzial haben, im Bereich der Informations- und Wissensarbeit die Flut an arbeitsrelevanten Informationen zu reduzieren bzw. zu kanalisieren, sowie lernende Robotersysteme und KI-basierte Automatisierungslösungen im Bereich der Produktionsarbeit stark beanspruchende physische Tätigkeitanteile übernehmen können, besteht die Aussicht, dass Beschäftigte in einer KI-geprägten Arbeitswelt tendenziell verminderte Belastungen erfahren werden können. Dies wirkt sich im besten Fall positiv auf die Gefährdungsanalysen für die Belastungswirkungen der Beschäftigten aus.

Bei all dem Optimismus können wir es aber auch übertreiben - wenn wir Arbeit künftig so gestalten, dass die Beschäftigten nur noch Anhängsel von KI wären. Hier zähle ich auf eine moralische Grundsatzdebatte, die sowohl die enormen Vorteile von KI als auch humane Aspekte bei ihrem Einsatz berücksichtigt.
Dabei geht es um Gestaltungschancen für Unternehmen, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik. Wird diese Debatte humanorientiert geführt, bleibt der Mensch auch weiterhin steuernde, durchführende und überwachende Tätigkeiten vornehmen – ein menschenleeres Unternehmen wird sodann nicht kommen.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.