Mobilitätswandel als Chance für die Arbeitswelt der Zukunft

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker, RWTH Aachen Mit knapp 800.000 Beschäftigten ist die Automobilindustrie eine Kernbranche unserer Volkswirtschaft. Mit den technologischen Fortschritten der vergangenen Jahrzehnte und ihrer Anwendung in neuartigen Fahrzeugen ist auch stets deren Fertigung technologisierter und spezialisierter geworden. Gleichermaßen wurden die Kompetenzen und Fähigkeiten in der Arbeitswelt weiterentwickelt.

Am deutschen Hotspot der Elektromobilität in Aachen sind wir überzeugt: Der Großteil der Automobile der Zukunft wird elektrisch angetrieben. Neben der Endlichkeit des Rohstoffs Öl liegt dies auch besonders an den Emissionen herkömmlicher Verbrennungsmotoren und nicht zuletzt dem Fahrspaß. Dieser Wandel der Antriebsart zieht weite Veränderungen in der Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen mit sich, die natürlich auch in der Arbeitswelt spürbar werden. Ein Verbrennungsmotor besteht beispielsweise aus sieben Mal mehr Teilen als ein Elektromotor, dessen Fertigung daher weniger mechanische Prozessschritte beinhaltet.

Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker ist seit April 2009 Universitätsprofessor für das Fach Produktionsmanagement in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Von 2009 bis 2013 leitete er den Lehrstuhl für Produktionsmanagement am Werkzeugmaschinenlabor WZL. Im Januar 2014 gründete er den Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM). Das PEM der RWTH forscht zu allen Themen der automobilen Wertschöpfungskette im Bereich Elektromobilität.

In diesen Technologien hat die traditionelle Automobilindustrie herausragende Kompetenzen, die an Bedeutung verlieren werden. Um den Stellenwert der deutschen Industrie und damit Arbeitsplätze zu erhalten, müssen neue Kernkompetenzen aufgebaut und aufgrund der geringeren Wertschöpfungsumfänge in neue Bereiche ausgedehnt werden. Dies könnten beispielhaft die Felder der Serienproduktion von automobilen Elektromotoren und Batterien sein, aber auch das Voranbringen neuartiger Leichtbaustrukturen oder Technologien für die Autonomisierung des Verkehrs.

Neben Herausforderungen bietet die Elektromobilität daneben jedoch auch vielfältige Chancen. Häufig wird vergessen, dass es in unserer Gesellschaft weiterhin einen steigenden Bedarf an Mobilität gibt. Mit den neuen Technologien der Elektromobilität erwächst daraus ein großes Potential an spannenden Arbeitsfeldern in der Produktion, aber besonders in der Forschung und Entwicklung zukunftsweisender Mobilitätslösungen. Alleine im Raum Aachen konnten so in den vergangenen Jahren mehr als 2.000 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen werden.

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Mit einer starken gemeinsamen Forschungsinitiative von Wissenschaft und Industrie können die Technologien der Elektromobilität vorangetrieben werden. In diesem Zusammenhang bieten die Kooperationsplattformen wie beispielsweise der Anlauffabrik, dem Elektromobilitätslabor eLAB und dem „Center for Ageing, Reliability and Lifetime Prediction of Electrochemical and Power Electronic Systems“ die Chance, Innovationen zu entwickeln und neue Kompetenzfelder zu erschließen.

Neue Produkte bieten die Chance, nicht nur die etablierten Gestaltungsansätze der Produktionstechnologien zu hinterfragen, sondern auch die Arbeitswelt der Produktion neu zu gestalten. Im Bereich der universitären Forschung beispielsweise wird heute schon im EU-Projekt A4BLUE erforscht, wie innovative Industrie 4.0-Technologien, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der (Elektromobil-)Produktion kooperativ unterstützen kann. Neuartige, automatisierte, interaktive und adaptive Arbeitsplätze sorgen dafür, dass die Mitarbeitenden auch zukünftig im Vordergrund stehen.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.