Forschung und Entwicklung von KI braucht Diversität

Eine Berufsethik für die IT-Branche, verbindliche Standards für KI und leicht zugängliche Möglichkeiten, um mithilfe von KI getroffene Entscheidungen anfechten zu können: Das fordert Regina Ammicht Quinn, Expertin für Lernende Systeme und Ethik, damit KI-basierte Systeme nicht Geschlechterrollen verfestigen und zu weiterer Diskriminierung führen.

Künstliche Intelligenz ist eine Technologie, die unsere Gesellschaft prägt und die entscheidenden Entwicklungslinien in zentralen Gesellschafts- und Technikbereichen wie Medizin, Bildung oder Mobilität steuert. „KI-Forschung und Entwicklung ist also Gesellschaftsentwicklung, an der Frauen selbstverständlich zu gleichen Teilen wie Männer beteiligt sein sollen“, sagt die Wissenschaftlerin von der Plattform Lernende Systeme. Ammicht Quinn ist Sprecherin des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen.

„KI bildet die Gesellschaft mitsamt den bislang bestehenden Ungerechtigkeiten ab“, sagte sie in einem Interview anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März. Vor allem müsse sich daher die gesellschaftliche Wirklichkeit ändern, damit KI-basierte Systeme mit „fairen“ und geschlechtergerechten Daten rechnen könnten.

Der Anteil der Frauen im Studienfach Informatik steigt zwar seit Jahren. Noch immer kommt aber bundesweit eine Absolventin auf vier Absolventen (Stand: 2017).

Damit KI-Algorithmen nicht so erstellt würden, dass sie zu Diskriminierungen führten, sei mehr Diversität in den Entwicklungsabteilungen hilfreich. Wichtig sei zudem eine Berufsethik für Informatikerinnen und Informatiker. Ammicht Quinn fordert KI-Standards, die über Audits, Zertifikate und Kontrollen der öffentlichen Hand für besonders relevante Anwendungen wie in der Medizin oder der Justiz durchgesetzt werden müssten. Ferner mahnte sie geregelte und transparente Möglichkeiten an, KI-basierte Entscheidungen anzufechten.

Ammicht Quinn verwies darauf, dass Programmieren in den 50er und 60er Jahren Frauensache gewesen sei; ein Argument sei seinerzeit gewesen, Frauen seien ja auch in der Lage, Strickmuster zu entwerfen. Sie erinnert an Frauen wie Mary Allen Wilkes oder Grace Hopper, die Grundsteine für die heutige Informatik gelegt hätten: „Dass es heute wenige Frauen in diesem Bereich gibt, hat also wenig mit der DNA oder anscheinend geschlechtsspezifischen Begabungen zu tun, sondern mit einer Sozialgeschichte, die im Einzelnen noch nachgezeichnet werden muss.“

11.03.2019

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