Kurz und Knapp

  • Kann Künstliche Intelligenz (KI) den Klinikalltag verbessern und effizienter machen? Dieser Frage gehen zwei Projekte der Universitätsmedizin Mannheim nach.
  • Hierfür sollen alle Geräte in einem Operationssaal miteinander vernetzt werden. So können alle Daten zentral erfasst werden, die während eines Eingriffs anfallen.
  • Zudem soll eine Patientenstation als Living Lab medizintechnischen Unternehmen offenstehen. Diese können dort neue Produkte entwickeln und erproben.

KI analysiert Bewegungsabläufe und weist auf Fehlhaltungen hin

Krankenhäuser waren schon immer ein ideales Umfeld zum Lehren und Lernen. Nun sollen dort auch die Chancen von Digitaler Transformation und Künstlicher Intelligenz für das Gesundheitswesen durch zwei Projekte am Campus der Universitätsmedizin Mannheim ausgelotet werden.

Im Klinikalltag fielen permanent Unmengen an Daten an, sagt Christian Reis von der Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB. Doch bislang würden diese nur teilweise erfasst und stünden nur bedingt für Auswertungen zur Verfügung. „Es ist deshalb völlig unklar, welches Potenzial in ihnen schlummert.“ Zwei Vorhaben, die fast zeitgleich an der Universitätsmedizin Mannheim angelaufen sind, sollen dies nun ergründen.

Im Projekt „Mannheim Medical Transfer Center“ (M2TC) vernetzen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zusammen mit Partnern aus der Industrie alle medizinischen Geräte eines Operationssaals miteinander. Alle Daten, die während eines operativen Eingriffs anfallen, sollen dann zentral erfasst werden. „In einem zweiten Schritt wollen wir dann prüfen, ob die Datenbasis groß genug ist, um sie von einer Künstlichen Intelligenz auswerten zu lassen“, sagt Reis. Ist das der Fall, wird sich nach Ansicht des Forschungsteams schnell zeigen, ob und wie die Schlussfolgerungen der Algorithmen den Klinikalltag verbessern können.

Komplementär dazu sind die Ziele von INSPIRE. Bis voraussichtlich September 2020 soll eine Patientenstation der Mannheimer Universitätsmedizin umgebaut und technisch ertüchtigt werden. Dieses Living Lab dient dann dazu, digitale Neuentwicklungen im Regelbetrieb zu testen. Es steht medizintechnischen Unternehmen offen, die neue Produkte entwickeln und erproben möchten. „Die INSPIRE-Plattform soll die kooperative Entwicklung und Erprobung neuer Digital-Health-Produkte beschleunigen“, sagt Yvonne Soyke, Leiterin der INSPIRE-Geschäftsstelle. So sollen systematisch Start-ups mit kleinen und mittelständischen Unternehmen, Konzernen, Gesundheitsversorgern, Forschungseinrichtungen sowie Expertinnen und Experten auf Basis konkreter Produktentwicklungsprojekte zusammengeführt werden.

Beide Vorhaben wurden während des Fachseminars „Künstliche Intelligenz und digitale Medizin: Verstehen und einsetzen in Krankenhausbetrieb und Medizinrobotik“ an der Universitätsmedizin Mannheim vorgestellt.

Die Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB des Fraunhofer IPA an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg wurde vom Land Baden-Württemberg und der Fraunhofer-Gesellschaft eingerichtet, um Automatisierungspotenziale in der Medizin und Biotechnologie zu erschließen. Mit fünf interdisziplinären Gruppen arbeitet sie im Spannungsfeld von Diagnose und Therapie bis hin zu Labor und Produktion.


09.05.2019

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