Kurz und Knapp

  • Im gut besuchten Foyer des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin diskutierte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am 17. Oktober mit Agrar- und Biodiversitäts-Experten über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Landwirtschaft mit dem Ziel eines besseren Artenschutzes.
  • Prof. Dr. Enno Bahrs, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim, plädierte für einen „dritten Weg“ in der Landwirtschaft.
  • Ministerin Karliczek hob die Bedeutung von ethischen und rechtlichen Standards beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz hervor.

KI als Artenschützer – zweiter KI-Talk mit Ministerin Anja Karliczek

Die zweite Runde der Reihe „Karliczek. Impulse. Wie wir Künstliche Intelligenz nutzen wollen.“ widmete sich dem Einsatz von Systemen Künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft. Im Fokus stand dabei die Frage, inwiefern KI in der Landwirtschaft dazu beitragen kann, dass der Artenschutz stärker berücksichtigt wird.

Für Prof. Dr. Enno Bahrs, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim, stand außer Frage, dass der Artenschutz in der Landwirtschaft künftig eine zentrale Rolle spielen wird. Genau darauf zielt das von ihm initiierte und koordinierte BMBF-Verbundprojekt „Landwirtschaft 4.0 ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz“ (NOcsPS) ab. Um die Artenvielfalt auf den Äckern zu schützen, werden bei dem von Bahrs so bezeichneten „dritten Weg“ in der Landwirtschaft keine chemischen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen – so, wie es in der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist. Gleichzeitig aber sollen die Böden besser mit Nährstoffen versorgt werden, sodass höhere Erträge erzielt werden können als beim ökologischen Landbau. Durch Kamera- und Sensortechnologien auf der Basis von Künstlicher Intelligenz wird eine Behandlung von Ackerflächen mit Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln sehr viel genauer und bedarfsgerechter erfolgen können.

KI macht großflächige Erfassung der Artenvielfalt erst möglich

Für den ehemaligen Leiter des Lehrstuhls „Spezielle Zoologie“ am Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Prof. Dr. Johann Wolfgang Wägele, bietet KI durch umfassendes Monitoring die großartige Chance, die vielfältigen Parameter der Biodiversität zu erfassen und zu analysieren – und damit dem dramatischen Schwund der Artenvielfalt entgegenzuwirken. Aus diesem Grund wurde das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt AMMOD (Automated Multisensor Station for Monitoring of Species Diversity) gestartet – für Projektleiter Wägele eine Art „Wetterstation für die Artenvielfalt“.

Akzeptanz für KI schaffen und Daten schützen

Und wie sehen Praktiker den Einsatz von KI? Bio-Landwirt Stefan Palme, der seinen Hof im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg betreibt, zeigte sich davon überzeugt, dass KI nicht nur für eine ökologischere Landwirtschaft sorgt. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könne auch dazu führen, dass Höfe durch stärkere Automatisierung in Zukunft wirtschaftlicher geführt werden. Wichtig sei jedoch, so Palme, dass die Bürgerinnen und Bürger verstünden, dass eine derart technisierte Landwirtschaft tatsächlich auch dem Artenschutz zugute komme. Ebenso sei auch der Schutz der Daten beim Einsatz von KI ein wichtiges Thema, den „gläsernen Landwirt“ dürfe es nicht geben.
Dem stimmte Ministerin Anja Karliczek zu und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Initiative ihres Ministeriums, mit dem darauf hingewirkt wird, dass Daten, die von KI-Anwendungen gesammelt werden, künftig getrennt gespeichert und nur zu bestimmten Zwecken zusammengeführt werden dürfen. Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz müsse in allen Bereichen stets der Mensch im Mittelpunkt stehen und ethische, moralische und rechtliche Standards implementiert werden, meinte die Ministerin abschließend.

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