Wissenschaftsjahr 2014 - Die Digitale Gesellschaft

Auch ein Auto muss mal schweigen

Forscher der Universität Bielefeld entwickeln Sprachdialogsystem

Eine verzwickte Fahrtsituation, die volle Konzentration am Steuer erfordert. Mitdenkende Beifahrer werden den Mund halten, um den Fahrer nicht abzulenken. Aber moderne Sprachassistenten? Reden und reden und reden. US-Studien haben nachgewiesen, dass die Ablenkung durch solche – oft durchaus hilfreichen – "Begleiter" zu einem erheblichen Unsicherheitsfaktor beim Autofahren werden. Aber jetzt haben Forscher der Uni Bielefeld ein buchstäblich vorausschauendes Sprachdialogsystem entwickelt, das in kritischen Situationen abschaltet.

Prof. Dr. David Schlangen von der Universität Bielefeld entwickelt Computersysteme, die Sprache verstehen und so verwenden wie Menschen. (©CITEC/Uni Bielefeld)

David Schlangen, Leiter der Forschungsgruppe "Angewandte Computerlinguistik", und sein Team testeten ihre Entwicklung im Fahrsimulator. Der signalisierte den Versuchspersonen, wann sie überholen sollten – und dabei meldete sich das Sprachdialogsystem, um auf einen Termin aufmerksam zu machen. Während das herkömmliche Gerät auch mitten im Überholvorgang weiter redete, stoppte das Bielefelder System, sobald der Fahrer zum Überholen ansetzte und sprach erst nach der kritischen Situation weiter. Ergebnis: Der Fahrer wurde wesentlich weniger abgelenkt. Schlangen: "Dank unserer neuen Technik fährt der Fahrer präziser, und zumindest in der Simulation sinkt die Gefahr von Unfällen. Bei herkömmlichen Systemen verschlechtert sich die Leistungsfähigkeit so stark wie beim Telefonieren während der Fahrt." Darüber hinaus erinnerten sich die Versuchspersonen besser an die Informationen, die ihnen mit dem Bielefelder System übermittelt worden waren.

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