Gesundes Leben, Medizin, Pflege

Was macht zufrieden, resilient und wenig ablenkbar?

10.01.2023
Kurz und knapp

Resilienz, Zufriedenheit und Fokussiertheit sind drei verschiedene Dinge, deshalb gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, sie zu stärken. Weniger „ich“ und mehr „wir“ sorgt bei den meisten Menschen für mehr Zufriedenheit – wie übrigens auch das Älterwerden an sich uns zu glücklicheren Menschen macht. Resilient wird indes, wer unter Stress immer noch das Positive vor Augen hat und sich nicht lähmen lässt. Auch das kann man im Laufe des Lebens lernen. 

Mit dem Älterwerden werden wir zufriedener

Zwar geht es mit der Zufriedenheit ab 20 Jahren erst einmal bergab. Doch ab der Lebensmitte wartet die beste Zeit in puncto Zufriedenheit. Sie nimmt dann mit zunehmendem Alter zu, wie viele Studien belegen. „Das Älterwerden ist damit an sich schon ein Faktor, der dazu beiträgt, mehr mit sich ins Reine zu kommen“, sagt der Neurologe und Glücksforscher Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke.

Ebenso sind Menschen, die viele gute Sozialkontakte haben, im Schnitt zufriedener. Deshalb rät Esch zum Gemeinsinn, ob im Sportverein oder Chor.

Neuere Forschung zeigt auch, dass das Gefühl, dankbar für die positiven Dinge im Leben zu sein, sich günstig auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. Wenn ältere Menschen und eine nahe Bezugsperson sich regelmäßig Dankesbriefe schreiben, profitierten beide mit mehr Zufriedenheit davon, hat der Schweizer Palliativmediziner Gian Domenico Borasio herausgefunden. „Die Briefe waren so schön. Die können Sie nicht lesen, ohne zu weinen“, berichtet er.

 

Der positive Blick auf jede Herausforderung

Das Konzept der Resilienz unterscheidet sich von der Lebenszufriedenheit. Es umschreibt die psychische Widerstandsfähigkeit und damit die Gabe, Belastungssituationen durchzustehen, ohne seelische und gesundheitliche Folgeschäden davonzutragen. Resiliente Menschen gehen aus Bewährungssituationen oft sogar gestärkt hervor. Die Resilienzforschung hat in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen. Klar ist, dass Resilienz keine feststehende Persönlichkeitseigenschaft ist, sondern eine erlernbare Form des Umgangs mit Lebensereignissen.

Resilienter reagieren jene Personen, die Belastungssituationen dennoch etwas Positives abgewinnen können und sich der Situation nicht ohnmächtig ausgeliefert fühlen. Sie sind bei allem Stress handlungsfähig und ihr Belohnungssystem bleibt aktiv.

Der Resilienzforscher Raffael Kalisch von der Universität Mainz benennt vier wichtige Faktoren: Der Glaube und das Vertrauen, dass wir auch unter extremen Belastungen Herr oder Herrin des Geschehens bleiben. Eine grundlegende Zuversicht. Und das Gefühl, dass Familie und Freunde einem beistehen würden, wenn es darauf ankommt. Außerdem ein positiver Blick auf die Herausforderung – auch positiver Bewertungsstil, „positive appraisal style“, genannt.

 

Meditieren hilft gegen Zerstreutheit

Weniger ablenkbar sind indes Personen, die sich gut konzentrieren können. Und auch hier gilt, dass dies erlernt werden kann, indem es praktiziert wird. Verschiedene Formen der Meditation sind eine Möglichkeit, diese geistige Qualität zu schulen. Die Neurowissenschaftlerin und wissenschaftliche Leiterin der Forschungsgruppe „Soziale Neurowissenschaften“ der Max Planck Gesellschaft Tanja Singer konnte zeigen, dass Meditierende nach wenigstens drei Monaten intensiver Praxis eine Spur aufmerksamer werden und sich besser konzentrieren können. Sie sind auch im Alltag weniger leicht abgelenkt, und das Wandern der Gedanken lässt nach. Die Probanden und Probandinnen erklärten in Befragungen im Übrigen auch, ihre Gefühle seien eine Nuance positiver gefärbt und sie fühlten sich kraftvoller.

Wer resilient, zufrieden und wenig ablenkbar ist, ist auch weniger empfänglich für Süchte – angefangen von Drogenabhängigkeit bis zum Onlinespiel und zur Kaufsucht. Soziale Bindungen zur Familie und zu Freunden schützen ebenfalls, was wie gesagt obendrein auch zufriedener macht.

 

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