Wissenschaftsjahr 2007 - Die Geisteswissenschaften



Die Geisteswissenschaften

Philosophie und Finno-Ugristik, Sprachwissenschaften und Sinologie - eine große Vielfalt von Studienfächern und Disziplinen gehört zu den Geisteswissenschaften. Kaum ein anderer Wissenschaftszweig zeichnet sich durch eine vergleichbare Pluralität von Methoden und unterschiedlichen Forschungsgegenständen aus. 17 Studienbereiche und 96 Fächer werden vom Wissenschaftsrat unter die Geisteswissenschaften gruppiert.

Wegweiser für die Zukunft

Das verbindende Element der Geisteswissenschaften ist ihre Beschäftigung mit dem Menschen und seinen zeichenhaften Ausdrucksformen. Über tausende von Jahren haben die Menschen und ihre Kulturen ihre Zeugnisse in der Geschichte hinterlassen. Der menschliche Geist steht hinter den Werken der Weltliteratur genauso wie der Musik.

Die geisteswissenschaftlichen Fächer sammeln und bewahren, ordnen und interpretieren die Spuren menschlichen Handelns und Denkens. Von der Antike bis zur Gegenwart. Einsichten und Erkenntnisse, welche die Spurensuche der Geisteswissenschaften zutage fördert, schärfen unser Selbstbild und ermöglichen Entwürfe gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens für die Zukunft.

Sprache - die thematische Klammer des Wissenschaftsjahr 2007

Das Wissenschaftsjahr 2007 steht unter dem Motto "Die Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit". Das Motto beschreibt zugleich das Thema des Wissenschaftsjahres: die Sprache. Der Kern der geisteswissenschaftlichen Arbeit lässt sich in den drei Dimensionen "Vermitteln - Gestalten - Erinnern" darstellen.

Vermitteln

Die Geisteswissenschaften leben aus dem Wort. Sie analysieren Begriffe und Bedeutungen, sie übersetzen und vermitteln Inhalte und sichern so die Grundlagen für unser Wissen über die menschliche Kultur.

Gestalten

Die ästhetische Welterschließung ist Gegenstand der Kunst-, Theater-, Film- und Musikwissenschaften. Die Geisteswissenschaften untersuchen, wie Kulturen unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit gestalten. Aber sie wirken an dieser Gestaltung auch selbst mit, indem sie unser Selbstverständnis formen und unser Wissen strukturieren.

Erinnern

Die Geisteswissenschaften sind die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Indem sie erinnern und bewahren, prägen sie Kulturen und Traditionen und öffnen die Gesellschaft für die Zukunft. Sie reflektieren Grundlagen, Traditionen und Erinnerung und beeinflussen unser Selbstverständnis, das im Rückgriff auf die Vergangenheit entsteht.

Die Geisteswissenschaften in Deutschland

Nachwuchssorgen haben die Geisteswissenschaften nicht. Laut Studierendenstatistik waren im Jahr 2003 rund 350.000 Studierende für ein geisteswissenschaftliches Fach eingeschrieben. Im Vergleich zum Jahr 1990 stieg damit der Anteil der Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler an der Gesamtzahl der Studierenden von 19 auf 26 Prozent. Das beliebteste Studienfach ist die Germanistik mit rund 95.000 Studierenden im Jahr 2003. Es folgen die Anglistik und Amerikanistik (ca. 49.000), die Geschichte (ca. 37.000) und Romanistik (ca. 23.000).

Der Begriff "Geisteswissenschaften"

Der Begriff etablierte sich im 19. Jahrhundert. Seine Entwicklung ist eng mit den Anfängen der modernen Universität und dem Aufstieg des Bildungsbürgertums verbunden. Die "Geisteswissenschaften" waren zunächst eine Übersetzung für die "moral sciences", die der britische Philosoph John Stuart Mill als Abgrenzung zu den "natural sciences" - also den Naturwissenschaften - definiert hatte. In Deutschland wurde der Begriff durch den Philosophen und Pädagogen Wilhelm Dilthey populär, der den Geisteswissenschaften in den 1880er Jahren ein spezifisches Profil und eine eigene Methodik verlieh.

Die Bedeutung der Geisteswissenschaften heute

Geisteswissenschaften definieren sich nicht vorrangig über ihren unmittelbaren gesellschaftlichen Nutzen, aber sie liefern bei vielen aktuellen Debatten Hintergrundwissen, machen die Kultur und Kulturen begreifbar und vermitteln zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.



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