Kinderohren hören die Stadt anders
Das kindliche Gehirn muss erst lernen, Höreindrücke richtig zu deuten
Wo Kinder spielen, herrscht selten Stille.
Sie trommeln, tröten, lachen und schreien. Ihre Töne und Melodien begleiten uns im Alltag: auf dem Weg zur Schule, beim Spaziergang im Stadtpark, im Supermarkt beim Einkauf fürs Abendbrot. Ein gewisser natürlicher Schallpegel gehört einerseits zum Kinderalltag in der Stadt dazu. Andererseits kann ein permanenter künstlicher Klangteppich aus Straßen- und Baulärm, Fernseh- und Radiobeschallung durchaus die kindliche Entwicklung beeinträchtigen.
Wie eine Studie des Bundesumweltamtes ergab, weist jedes achte Kind in Deutschland eine auffällige Minderung seiner Hörfähigkeit auf. Dabei kann dauerhafter Lärm, besonders in Städten, die Sprachentwicklung und Lese- und Lernfähigkeit beeinflussen. Lärmforscherin Professor Maria Klatte von der Technischen Universität Kaiserslautern beschreibt das so: „Wenn die Haarzellen im Innenohr nicht genügend Ruhephasen erhalten oder einmalig überreizt werden, kann es zu Schwerhörigkeit kommen.“
Experten forschen und heilen
Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind unter einer Hörstörung leidet oder womöglich hörbedingt Probleme mit dem Sprechen und dem Sprachverständnis hat, finden sie Hilfe bei speziell ausgebildeten Fachärzten. Phoniater und Pädaudiologen sind Experten fürs kindliche Gehör. Als Forscher befassen sie sich beispielsweise auch mit der Frage, was Babys bereits im Mutterleib hören. Schon etwa in der 22. Schwangerschaftswoche ist das Innenohr voll ausgereift.
Kinder gehören zur Geräuschkulisse der Stadt
Neugeborene können Geräusche jedoch noch nicht so verarbeiten wie Erwachsene - die Nervenverbindungen zum Gehirn müssen erst aktiviert werden. Dafür benötigt das Baby Hörreize aus der Umgebung. In den ersten zwei Lebensjahren entwickelt sich auch die Fähigkeit Schallrichtungen zu erkennen und den Kopf in die entsprechende Richtung zu wenden. Dies ist besonders wichtig, um beispielsweise zu bemerken, ob ein Auto von rechts oder links kommt oder für das Hören von Warnrufen und -signalen. Im städtischen Straßenverkehr sind Kinder deshalb besonders gefährdet. Etwa im Alter von fünf Jahren ist die kindliche Hörfähigkeit dann voll ausgebildet.
Kinder gehören zur Geräuschkulisse einer Stadt. Trotz einiger Klagen von Nachbarn, müssen diese seit einer Gesetzesänderung 2011 die Klänge spielender Kinder auf Spielplätzen und in Kindergärten grundsätzlich hinnehmen. Es wäre auch kaum vorstellbar, wie die Stadt der Zukunft ohne Kinder klingen würde.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/entwicklungsschritte/hoervermoegen/
http://dgpp.de
www.auditorix.de
www.initiative-hoeren.de/
http://www.vz-nrw.de/kinderzimmer
http://www.fgh-info.de/hoeren/kinder/
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