Lärm ist das Geräusch der Anderen

Dr. Mazda Adli ist Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Fliedner Klinik in Berlin. Er erklärt, wie Lärm bei Menschen Stress auslösen kann und welche Folgen chronischer Stress haben kann.

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Im folgenden das Interview im Wortlaut:

Dr. Mazda Adli

Wodurch wird Stress eigentlich ausgelöst?

Stress entsteht immer dann, wenn wir was Unvorhergesehenes vor uns haben, wenn wir eine Situation, die wir nicht gut einschätzen können, vielleicht auch nicht gut kontrollieren können, vor uns haben, zum Beispiel wenn ich ein Gedicht auswendig lernen und anschließend aufsagen muss. Stress entsteht auch dann, wenn man in ganz hoher Dichte lebt mit vielen, vielen anderen Menschen auf engem Raum. Stress kann aber auch dann entstehen, wenn man sich einsam oder sozial ausgeschlossen fühlt. Stress kann aber auch durch physikalische Reize entstehen wie zum Beispiel Lärm, den man nicht abschalten kann oder unangenehmen Gerüchen beispielsweise, denen man sich nicht entziehen kann.

Warum löst denn gerade Lärm bei uns Stress aus?

Unter Lärm verstehen wir in der Regel ein unangenehmes, lautes Geräusch, das man nicht aus eigener Kraft abschalten kann, etwa durch einen Bagger vor dem eigenen Fenster oder aber auch einfach ein Verkehrslärm. Dann spricht man von Lärm und das kann schon enorm anstrengend sein.

Ist Stadtlärm denn ein Phänomen der Neuzeit?

Stadtlärm ist keineswegs neu. Auch die antiken Städte, etwa das alte Rom, waren keineswegs leise und beschaulich. Da gab es Sklaven, die als menschliche Hupen die Passanten zur Seite geschrien haben, wenn ihre Herren vorbeigezogen werden sollten. In den Städten, gerade im alten Rom, war unheimlich viel los. Julius Cäsar hat ja dann irgendwann die römische Innenstadt auch zur Fußgängerzone erklärt, um auch dem Stadtlärm etwas entgegensetzen zu können, also auch damals schon hat man sich über diese Phänomene Gedanken gemacht.

Wie gefährlich ist Stress für uns?

Also akuten Stress merken Sie zum Beispiel daran, dass Ihr Herz schneller schlägt, das Sie ins Schwitzen kommen, die Hände werden nass, das Gesicht wird vielleicht rot. Und das sind auch Veränderungen, die gut sind und uns eigentlich auch eher dazu befähigen, eine Aufgabe, die wir vor uns haben, gut zu erfüllen. Chronischen Stress merkt man an ganz anderen Dingen. Man wird gereizter, man wird ängstlich, nervös, schläft nicht mehr so gut, die Blutdrucksituation kann sich dann über die lange Frist auch ändern. Der Blutdruck steigt, auch der Stoffwechsel, Blutzucker, Blutfette verändern sich bei langanhaltendem Stress in ungünstiger Art und Weise. Und in der Folge gibt es dann Stressfolgekrankheiten, wie zum Beispiel die Depression oder verschiedene Herz- Kreislauferkrankungen.

Woran merke ich denn, ob ich „chronisch“ gestresst bin? Und was kann ich dagegen tun?

Wenn man unter chronischen Stress kommt, da ist es wichtig, das zunächst mal festzustellen und dann auch möglichst gute Entlastung, also Erholung, zu suchen. Das kann zum Beispiel körperliche Bewegung sein, Sport ist ein ganz probates Mittel, das kann ein gut regulierter Tag-Nacht-Rhythmus sein, also Ruhe und Schlaf suchen. Aber auch soziale Kontakte sind wichtig – Freunde treffen, Kontakte mit der Familie. Ein gutes und intaktes soziales Netz ist extrem wirksam gegen Stress.

Vielen Dank!

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