So geht hören

Janina Fels ist Junior-Professorin am Institut für technische Akustik an der RWTH Aachen. Sie erklärt, wie Menschen überhaupt hören, wann sie Geräusche als Lärm empfinden und wie schädlich Lärm für das Gehör ist.

Gerne können sie das interview redaktionell verwenden, bitte kontaktieren sie bei Interesse presse@wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de

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Im folgenden das Interview im Wortlaut:

Prof. Dr. Janina Fels
Prof. Dr. Janina Fels

Wie wichtig ist der Gehörsinn eigentlich für uns Menschen?

Ich würde sagen, der Hörsinn ist einer der wichtigsten Sinne. Durch den Hörsinn haben wir die Möglichkeit, zum Beispiel unsere Umwelt akustisch wahrzunehmen, was sehr wichtig ist, vor allem für das soziale Miteinander, für die Kommunikation - aber auch für Orientierung oder im Hinblick auf Gefahren. Zum Beispiel im Straßenverkehr sind wir durch den Gehörsinn alarmiert.

Und wie genau funktioniert das Hören? 

Stark vereinfacht werden beim Hören Geräusche oder Töne - also Luft, Vibration, Schwingungen von Luftmolekülen - die auf das Trommelfell treffen, mechanisch in eine Schwingung umgesetzt und auf das Innenohr übertragen. Und im Innenohr befinden sich dann Haarzellen, die hin und her bewegt werden und durch diese Auslenkung werden Impulse weitergeleitet an das Gehirn, wo dann die Hörempfindung ausgelöst wird.

Wie leistungsfähig ist unser Ohr?

Das menschliche Gehör ist sehr leistungsfähig. Es kann sehr, sehr leise Töne auflösen und selbst feinste Unterschiede in der Tonhöhe wahrnehmen. Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Richtungshören, also das Hören mit zwei Ohren. Damit sind wir in der Lage, Richtungen zu orten, können also Rückschlusse daraus schließen, aus welcher Richtung der Schall auf einen zukommt. Das ist besonders wichtig beim sogenannten Cocktailparty-Effekt, also einer Situation, wo wir viele Störgeräusche um uns herum haben - und wir sind dennoch in der Lage, eine einzige Stimme zu verfolgen und alle Störgeräusche soweit auszublenden, dass eine Kommunikation möglich ist.

Wie laut muss ein Geräusch sein, damit ich es als Lärm empfinde?

Lärm wird heute meistens in einem Dezibel-Wert angegeben. Das Problem dabei ist allerdings, so ein Rückschluss auf die wahrgenommene Empfindung ist durch das dB nicht möglich. Es kann zum Beispiel auch sein, dass Geräusche mit dem gleichen Dezibel-Wert völlig anders wahrgenommen werden in der akustischen Empfindung. Also eins kann sehr störend sein und ein anderes nicht, obwohl es den gleichen Dezibel-Wert hat.

Wie schädlich kann Lärm für unsere Ohren sein? 

Man muss dabei zwei unterschiedliche Lärmschäden unterscheiden. Einmal die direkten Schäden am Gehör selbst, also wie zum Beispiel, wenn man dauerhaft einem sehr hohen Lärmpegel ausgesetzt wird. Bei der Arbeitsstättenverordnung haben wir da einen Grenzwert von 85 dB(A). Ab dann ist zu erwarten, dass das Gehör einen dauerhaften Schaden erleidet. Auf der anderen Seite haben wir Auswirkungen aufgrund von dauerhafter Lärmbelästigung eher psychischer Natur. Dabei muss der Lärm auch gar nicht einen so hohen Pegel haben, es kommt da eher auf die Art des Lärms drauf an und diese Folgen können dann zum Beispiel Konzentrationsmangel, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck sein.

Vielen Dank!

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