Ich höre was, was du nicht hörst

Dr. Holger Goerlitz ist Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie. Der Fledermaus-Experte erklärt, wie die Tiere miteinander kommunizieren und die Geräuschkulisse einer Stadt ihr Leben beeinflusst.

Gerne können Sie das Interview redaktionell verwenden. Bitte kontaktieren Sie bei Interesse presse(at)wissenschaftsjahr-zukunftsstadt.de.

Im folgenden das Interview im Wortlaut:

Dr. Holger Goerlitz
Dr. Holger Goerlitz

Fledermäuse kommunizieren und orientieren sich ja über Ultraschallwellen. Wie genau kann ich mir das vorstellen?

Das kann man sich prinzipiell vorstellen, wie auch wir kommunizieren, wenn wir miteinander sprechen. Nur dass eben diese Ultraschallwellen in der Frequenz, in der Tonhöhe, höher sind, sodass wir es einfach nicht mehr hören können mit unserem Gehör. Fledermäuse produzieren Schall, genauso wie wir, mit ihren Stimmbändern und stoßen die dann über den Mund aus. Manche Fledermausarten machen das auch über die Nase und für die Echoortung, mit Hilfe derer sich Fledermäuse im Raum orientieren, hören sie dann einfach auf die Echos, die zurückgeworfen werden von Bäumen, vom Boden zum Beispiel – oder von Beute.

Welche Vorteile haben Fledermäuse durch diese Art der Verständigung?

Es ermöglicht den Fledermäusen, ganz eigenes Habitat oder eine sogenannte ökologische Nische zu erschließen. Dadurch, dass Fledermäuse mit diesen Rufen also dann nachts aktiv sein können, wenn es eben dunkel ist, sie können sich also nachts orientieren, können auch in Höhlen problemlos hin- und herfliegen. Die Kommunikationsrufe, mit denen die Tiere sich untereinander unterhalten, da haben sie die gleichen Vorteile wie wir, dass man eben aus der Entfernung jemanden zu sich herrufen kann und sich eben auch genauso im Dunkeln oder über Distanzen hinweg, wenn man sich nicht mehr sehen kann, miteinander unterhalten kann.

Welche Gesprächsthemen haben denn Fledermäuse untereinander?

Da gibt es so ein paar ganz typische Dinge, die für alle Tiere wichtig sind, zum Beispiel Mutter und Kind, wenn die Mutter nachts vom Jagen zurückkommt und die Kleinen noch in der Wochenstube hängen, dann rufen die Kleinen nach der Mutter oder die Mutter antwortet darauf. Es gibt genauso Paarungs- oder Balzrufe. Ein anderer Ruf ist auch so eine Revierverteidigung und ein weiterer ganz typischer Typ an Rufen, die wir bei vielen Tieren kennen, ist ein Stressruf. Wenn also irgendeine Gefahr droht, dann stoßen die Tiere den aus, um zum Beispiel zu warnen oder um andere Artgenossen zur Hilfe zu rufen.

Inwieweit werden Fledermäuse durch die Geräusche der Stadt beeinflusst?

Das ist eine schwierige Frage, da wir da noch nicht allzu viel dazu kennen. Manche Fledermausarten, die ihre Beute dadurch finden, dass sie einfach nach den Raschelgeräuschen von Käfern auf dem Boden lauschen, die werden definitiv von Geräuschen wie zum Beispiel Autobahnlärm beeinflusst. Bei manchen Arten wissen wir auch, dass sie durch Lärm vertrieben werden. Zusätzlich gibt es in einer Stadt natürlich nicht nur Lärm, sondern viele andere Effekte. Und der Einfluss von Licht ist ein ganz wichtiger Effekt, da unsere Städte ja auch immer heller und heller werden und manchen Fledermausarten, wie die Zwerg- oder Mückenfledermaus, denen macht das gar nichts aus, die jagen sehr gerne um Straßenlampen herum. Andere Arten wie die kleine Hufeisennase zum Beispiel, die kommt überhaupt gar nicht mehr dort vor, wo wir anwesend sind und es heller machen.

Vielen Dank!

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