Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik als Mannschaftssport

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Mathematik als Mannschaftssport

Das Spiel mit Gleichungen und Zahlen braucht Teamplayer und gute Gespräche, meint Wilfried Dutkowski.

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An welche Sportart erinnert Sie das Unterrichtsfach Mathematik? In einer Umfrage würde wahrscheinlich eine große Anzahl von Befragten den Marathonlauf nennen. Denn hier wie dort setzt Meisterschaft vor allem zwei Dinge voraus: Einen langen Atem und stetes Training. Hier wie dort sind vor allem Individualisten gefragt. Aber: Allein gegen den inneren Schweinehund, muss das sein? Nein, meint Wilfried Dutkowski, zumindest nicht in der Mathematik. Mit Gleichungen und Zahlen, dessen ist sich der Mathelehrer am Weiterbildungskolleg Unna sicher, lässt sich auch als Mannschaft spielen.

Wilfried Dutkowski formt seine Studenten zum Team. In Gruppenarbeit bemühen sich seine Schützlinge, komplizierte Aufgaben zu enträtseln. Sie diskutieren verschiedene Lösungsansätze, helfen einander, motivieren sich gegenseitig. Sogar in ihrer Freizeit trifft sich die Gruppe zu mathematischen Kaffeekränzchen. Kurzum: Mit stillem Rechnen hat Wilfried Dutkowskis Lehrmethode wenig zu tun. Sein Ziel: Mit Hilfe des Gemeinschaftserlebnis’ neue Begeisterung für die Mathematik zu wecken. „Mathematik kann in ihrer Schönheit und Klarheit verständlich sein, wenn man bereit ist, sich ihr zu öffnen“, sagt Wilfried Dutkowski.

Der studierte Mathematik- und Physiklehrer muss es wissen. Trocken und weltfremd war Mathematik für den 47-Jährigen jedenfalls noch nie. Eher nass und glitschig. Zumindest damals, als er als Kind einem Fischverkäufer lauschte, der mit ironischer Zahlenakrobatik seine Fische anpries: „Ein Aal für fünf Mark! Zu teuer? Nur für Sie: Zwei Aale für zehn Mark. Immer noch zu teuer? Mein letztes Wort: Fünf Aale für 25 Mark.“ Der fünfjährige Wilfried Dutkowski wunderte sich und sagte zu seinen Eltern: „Die Aale kosten doch immer gleich viel.“ Von da an waren Vater und Mutter überzeugt, dass ihr Sohn mit Mathe nie ein Problem haben würde.

Tatsächlich begleitet die Mathematik Wilfried Dutkowski seither auf Schritt und Tritt: Beim Tanken, wenn er aus Litermenge und Literpreis die Spritkosten kalkuliert. Bei der Wohnungsrenovierung, wenn er vor der Frage steht: Für wie viele Quadratmeter reicht die Farbe? Selbst bei seinem Hobby, der Gartenarbeit, geht es nicht ohne Mathe. Wie viel Pflanzen passen in ein Beet? Wie tief muss ich graben? Oft erwachsen aus seinen Grübeleien gleich neue Ideen für den Unterricht am Kolleg.

Eine dieser Ideen besteht darin, das Mathematikstudium thematisch zu erweitern. Studenten, meint der Lehrer, sollten nicht nur in der Lage sein, komplizierte Aufgaben zu lösen. Genauso wichtig sei es, die Hintergründe und klassischen Anwendungsgebiete mathematischer Formeln zu kennen. Aus diesem Grund plädiert Wilfried Dutkowski auch dafür, philosophische, historische und politische Fragestellungen in das Mathestudium zu integrieren.

Wie lässt sich Mathematik erlernen? In Wilfried Dutkowskis Augen gleicht das Spiel mit Zahlen und Formeln eher einem Mannschaftssport, bei dem es mehrere Disziplinen zu beherrschen gilt. Vielleicht eine Mischung aus Mehrkampf und Fußball – Marathon jedenfalls nicht.


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