Mit Hilfe von Bewegung eröffnet Anja Büscher ihren Schülern die Welt der Zahlen.
???aural:Bildanfang???Anja Büscher???aural:Bildende???Kubismus, Surrealismus oder doch ein bisschen Dada? In jedem Fall ist der Pausenhof der Grundschule Langenholzen, in der Nähe der fränkischen Stadt Alfeld, ein echtes Kunstwerk: Hundert bunte Quadrate, in Zehnerreihen auf den Boden des Hofes aufgemalt und jeweils mit einer Nummer versehen, zieren den Teerbelag des Platzes. Zusammen ergeben sie eine riesiges Quadrat, eine „Hundertertafel“, wie sie Anja Büscher nennt. Die 39-jährige Lehrerin hat dieses Werk geschaffen – es erfreut sich zahlreicher Fans.

Sobald die Schulglocke läutet, gibt es kein Halten mehr. Wild durcheinander stürzen die Mädchen und Jungen auf den Hof. Die Kinder setzen ihre Füße auf die Felder und ergreifen von der bunten Fläche und den Zahlen spielerisch Besitz. Sie springen von einem Quadrat auf das nächste oder stellen sich auch einfach nur auf eine der Zahlen, um von dort aus die benachbarten Zahlen und Zehner zu betrachten. Anja Büscher ist überzeugt: Spiel und Bewegung ist der beste Weg, Kindern die Welt der Mathematik zu eröffnen

Seinen Ursprung hat das Projekt in der Auseinandersetzung mit dem Lehrplan einer zweiten Klasse, die Anja Büscher im Jahr der Mathematik unterrichtet. Der Plan gibt vor, dass die Schüler die Zahlen von eins bis 100 erlernen. „Für die Kleinen ist das keine leichte Aufgabe“, sagt die Grundschullehrerin – und nutzt als Motivationshilfe den Bewegungsdrang der Kleinen. Denn gerade Schülern, die sich mit der Mathematik sonst schwer täten, falle der Umgang mit Zahlen leichter, wenn sie diese gleichsam körperlich nachvollziehen könnten.

Gemeinsam mit einigen Eltern nahm die engagierte Lehrerin zu Beginn des Schuljahrs viel Farbe in die Hand und gestaltete die „Hundertertafel“. Mit kleineren und größeren Aufgaben verhilft sie ihren Schülern Schritt für Schritt dazu, sich „im Hunderterraum“ zu orientieren. Dazu gehört es beispielsweise, dass die Schüler in die Rolle des Turms beim Schachspiel schlüpfen und sich entsprechend auf den Geraden der Spielfläche auf und ab bewegen. Dabei vollführen sie automatisch Einer- und Zehnerschritte, je nach Laufrichtung in auf- und absteigender Folge. Die Schüler prägen sich diese ein, aus dem Spiel wird eine Übung.

Viel Freude bereiten den Kindern auch bunte Pappen, die so groß wie die Quadrate der „Hundertertafel“ sind. Mit ihnen lassen sich etwa die Zahlen der Zweier- oder Dreierreihe abdecken. Dabei entstehen ansprechende Muster und gleichzeitig üben die Kleinen die Einmaleinsreihen. Beim Einsatz der „Hundertertafel“ sind der Phantasie folglich keine Grenzen gesetzt – und Phantasie hat Anja Büscher genug. Seit mehr als vierzehn Jahren ist die passionierte Lehrerin bereits im Schuldienst tätig. Und seitdem entwickelt sie regelmäßig Lehrmethoden, die ihre Schützlinge beim Arbeiten und dem Umgang mit Zahlen unterstützen. Kunst um der Kunst willen ist die „Hundertertafel“ also nicht – sondern eine echte Attraktion für ihre Schüler.