Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Ta-Pi-ziert!

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Ta-Pi-ziert!

Heidi Christiansen schmückt Schulflure mit einer ganz besonderen Zahl.

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Künstlerisch fragwürdige Graffitis, krakelige Eddingbekenntnisse und hartnäckige Klebebildchen verunstalten oft genug das Innere von Schulen – sehr zum Ärger von Lehrern und Putzkolonnen. Auch im Alten Gymnasium Bremen machten sich neulich hunderte Schüler an den frisch gestrichenen Wänden zu schaffen – doch diesmal mit Erlaubnis der Schule.

Unter der Leitung der Lehrerin Heidi Christiansen schrieben die Schülerinnen und Schüler sowie alle Mitarbeiter der Schule einige Ziffern der geheimnisvollen Kreiszahl "Pi" auf lange Streifen und klebten sie an die Wände. Die Dezimaldarstellung der Kreiszahl "Pi" ist unendlich lang und wurde bisher auf gut eine Billion Stellen nach dem Komma bestimmt. Diese allesamt aufzuschreiben würde Jahrzehnte dauern. Deshalb haben sich die Schülerinnen und Schüler auf 6.000 Nachkommastellen beschränkt. Im Foyer startet die Zahlenkette mit der einzigen Zahl vor dem Komma: der  3. Die folgenden Ziffern enden im dritten Obergeschoss. Mit dem Aufschreiben von "Pi" haben sich die Schüler allerdings nicht begnügt – sie  setzten sich auch intensiv mit der Bedeutung der Zahl auseinander. Die Sechstklässler untersuchten beispielsweise das Verhältnis von Umfang  zu Durchmesser an Gegenständen aus ihrem Alltag. So konnten sie "Pi" auf die erste und zweite Nachkommastelle genau bestimmen. 

Aus Sicht der 62-Jährigen Lehrerin ist das Projekt gleich aus mehreren Gründen spannend. Erstens gehört "Pi" zu den außergewöhnlichsten Elementen in der Mathematik, schon allein, weil die Mathematiker auch nach weit über 2000 Jahren Forschungsarbeit noch immer neue Eigenschaften dieser außergewöhnlichen Zahl finden. Zweitens hat die passionierte Lehrerin mit der "Ta-Pi-zier-Aktion" alle Jahrgänge in intensiven Kontakt mit Mathematik gebracht. Und drittens konnte sie sich selbst eine Freude machen: "Pi" ist ihre Lieblingszahl, der sie nun jeden Tag aufs Neue durch die Schulgänge folgen kann.

Das Projekt entspricht der Lehrauffassung von Heidi Christiansen. Seit 1974 unterrichtet sie Mathematik, Informatik und Englisch an verschiedenen Schulen. Wichtigste Aufgabe ihrer Meinung nach: "Lebendig unterrichten! Dafür kann ich nicht immer im gleichen Ton die Fakten herunterrasseln, sondern ich muss kreativ und offen sein." Dieses ansprechende Unterrichten vermittelt sie seit einiger Zeit anderen Lehrkräften in Fortbildungen.

In ihrem Hobby – dem Bergsteigen – erkennt Heidi Christiansen immer wieder, was in der Mathematik ebenfalls wichtig ist: der Überblick. Und um diesen zu erlangen, bedarf es manchmal großer Selbstdisziplin. Denn zu Beginn müssen einige Steigungen und Hindernisse überwunden werden, um am Ende die Aussicht genießen zu können. Schon auf dem Weg beeindrucken einige wundervolle Ausblicke, doch erst Oben erschließt sich dem Betrachter das Ganze. Für die Lehrerin ist ganz klar: "Es gilt in der Mathematik wie beim Bergsteigen: durchhalten und mit faszinierenden Eindrücken belohnt werden!"

Im Alten Gymnasium in Bremen haben die Schülerinnen und Schüler ihren vielleicht ersten Matheerfolg schon erlebt. Das findet auch die Lehrerin: "Die Zahlenkette hängt schon mehrere Wochen unversehrt in den Fluren. Das ist super – alle können sich mit dem Projekt identifizieren."
Vielleicht auch deshalb, weil einige ihr Geburtsdatum in der langen Ziffernkette entdeckt haben.








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