Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll?

Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll?

Ein Beitrag von Thomas Fischer, Deutsche Umwelthilfe

Ist die Produktion von Kleidung aus recyceltem Plastikmüll aus den Meeren sinnvoll?

Nein, sagt Thomas Fischer, Deutsche Umwelthilfe

Plastik ist ein Magnet für Schadstoffe

Neben dem Sportartikelhersteller Adidas oder dem Outdoor-Ausrüster Northface stellen immer mehr Unternehmen Textilien aus Meeresplastik her. Zum Beispiel wurden Garne und Fasern eines von Adidas gesponserten Trikotsatzes für den FC Bayern München aus Plastikabfällen gefertigt, die an den Küsten der Malediven eingesammelt wurden. Die Verwendung von Kunststoffen aus den Weltmeeren zur Herstellung von Textilien ist jedoch hochproblematisch, weil Plastik Wechselwirkungen mit seiner Umgebung eingeht und Schadstoffe besonders gut speichert. So konnte in Meeresplastik schon seit vielen Jahren verbotene Pestizide in hohen Konzentrationen nachgewiesen werden. Besonders kleine Plastikteilchen ziehen hochgiftige Stoffe, wie z.B. Dioxine oder polychlorierte Biphenyle, wie Magneten an. Solche Kunststoffe sind völlig ungeeignet für die Herstellung von Produkten, die jeden Tag auf der Haut getragen werden sollen.

Meeresplastik kehrt durch Mikroteilchen zurück

Der irische Meeresbiologe Mark Browne zeigte bereits in einer Studie aus dem Jahr 2012, dass sich bei Polyesterfasern aus Plastikflaschen beim Waschen unzählige Mikroplastikpartikel lösen. Diese gelangen in die Gewässer und schließlich in die Meere. Damit würde der Müll dorthin zurückkehren, wo er eigentlich dauerhaft entfernt werden soll – nur in viel kleineren Partikeln.

Thomas Fischer ist Umweltwissenschaftler bei der Deutschen Umwelthilfe und dort seit 10 Jahren im Bereich Kreislaufwirtschaft und Abfallpolitik tätig. Er ist Experte für Abfallvermeidung, Recycling, Verpackungspolitik und Nachhaltigkeitsmanagement.

Es ist angesichts der schlechten Qualität der im Ozean treibenden Kunststoffe und der homöopathischen Mengen die abgeschöpft werden, nicht sinnvoll, daraus Kunststofffasern herzustellen, um sie später in Produkten zu verarbeiten. Das ist nur eine Scheinlösung für das Plastikmüllproblem im Meer. Tag für Tag landet mehr Plastikabfall in den Weltmeeren als wir überhaupt in der Lage sind abzufischen. Deshalb sind international organisierte Initiativen erforderlich, die den Eintrag von Makro- und Mikroplastik in die Ozeane über Land und Flussmündungen unterbinden. Beispielsweise könnten durch den Einsatz wiederbefüllbarer Mehrwegflaschen oder wiederverwendbarer Tragetaschen jedes Jahr die Herstellung und Entsorgung von Milliarden Einwegplastikflaschen und Tüten verhindert werden. Sie gehören zu den am meisten im Ozean entsorgten Plastikabfällen.

 

22.2.2017

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