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Zu großer Appetit...

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Tag-Nacht-Zyklus beeinflusst tägliches Auf und Ab von tierischem Plankton

Plankton-Tiere verzichten auf tägliches Auf und Ab

Von Meeresströmungen getragen schweben im Südpolarmeer Unmengen von Kleinstlebewesen.

Forscher teilen diese grob in pflanzliches und tierisches Plankton auf - in Phytoplankton und Zooplankton. Pflanzen wie die Kieselalge bilden die Nahrungsgrundlage für tierische Kleinorganismen. Kleinkrebse wie der Krill steigen auf, fressen Algen und tauchen wieder ab. Eine mehrjährige Messreihe aus der Antarktis liefert jetzt neue Erkenntnisse über die täglichen Tauchgänge von Zooplanktongemeinschaften, die wiederum die wichtigste Nahrungsquelle für viele Fische und Walarten bilden.

Das tägliche Auf und Ab von tierischem Plankton wird im Wesentlichen durch den Tag-Nacht-Zyklus beeinflusst. Um möglichen Fressfeinden zu entkommen, tauchen die Tiere bei Sonnenaufgang in dunkle Tiefen ab und verweilen dort. Wenn es dunkel ist, trauen sie sich nach oben, wo das Sonnenlicht das pflanzliche Plankton blühen lässt. Bislang existierten nur kleine zeitliche Ausschnitte über das Wanderverhalten des Zooplanktons im Südpolarmeer. Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei (TI) in Hamburg und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven gelang es nun in einer Langzeitstudie, Änderungen der Wanderwege im Jahresverlauf und über die Jahre zu dokumentieren.


Während drei Polarstern-Expeditionen wurden im Zeitraum von 2005 bis 2008 an drei Positionen entlang des Greenwich-Meridians akustische Messgeräte verankert, die in festen Zeitintervallen Schallwellen aussenden und damit eine bis zu 500 Meter tiefe Wasserschicht unter der Oberfläche erfassen. Auf Basis dieser Langzeitmessungen untersuchten die Wissenschaftler nicht nur tägliche, sondern auch saisonale Wanderungsmuster einzelner Zooplanktongemeinschaften. Dabei stellten sie zum Beispiel fest, dass das tierische Plankton zu Beginn des Südsommers von Ende November bis in den Januar sein Wanderverhalten für einige Wochen einstellt. Das große Nahrungsangebot im Oberflächenwasser sei zu dieser Jahreszeit so attraktiv, dass die Tiere darauf verzichten, sich tagsüber vor Fressfeinden in größere Tiefen zurückzuziehen, vermuten die beteiligten Ozeanographen. Für diese Hypothese spreche auch, dass sich mit Einsetzen der Eisschmelze sogenannte Eisrand-Algenblüten bilden, die die Kleintiere in dieser Jahreszeit geradezu abgrasen.


Die tierischen Plankton-Schwärme in der Antarktis erreichen unglaubliche Größen, allein der Krill-Bestand wird auf 130 Millionen Tonnen geschätzt. Die gerade vorgelegte Studie liefert auch in diesem Punkt neue Erkenntnisse. Überraschend seien die großen Unterschiede im Zooplanktonbestand zwischen den drei untersuchten Jahren. „Welche Ursachen das hat, ist abschließend noch nicht geklärt. Daher sind weitere physikalische und biologische Messungen erforderlich, damit zukünftige durch den Klimawandel bedingte Änderungen im Ökosystem des Südpolarmeers abgeschätzt werden können“, resümieren Dr. Boris Cisewski vom Thünen-Institut für Seefischerei und Dr. Volker Strass vom Alfred-Wegener-Institut ihre bisherige Arbeit.


in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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